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Sonia Gandhi, Chefin von Indiens regierender Kongresspartei.

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Trotz Fieber und Grippe ging Sonia Gandhi selbst ans Rednerpult, um für das neue Gesetz zu werben. Noch während der Abstimmung brach die 66-Jährige zusammen und musste ins Krankenhaus. Ihr Einsatz hatte Erfolg. Nach zähem Ringen beschloss Indiens Parlament ein milliardenschweres Hilfsprogramm, das 800 Millionen Indern billigere Lebensmittel sichern soll.

Das Gesetz ist Gandhis Prestigeprojekt. Indien wählt 2014. Und die Chefin der regierenden Kongresspartei weiß, dass am Ende die Armen die Wahlen entscheiden. Bereits bei den Wahlen 2009 hatte sie der Kongresspartei den Sieg gesichert, indem sie ein Programm durchsetzte, das Armen 100 Tage Arbeit im Jahr garantieren soll.

Gandhi ist die Grande Dame der indischen Politik und die mächtigste Person des Subkontinents - mächtiger als Premierminister Manmohan Singh, der nur ein Regierungschef von ihren Gnaden ist. Weit mehr als Singh hat sie der Politik Indiens ihren Stempel aufgedrückt.

Die Gandhis sind noch immer die erste Familie Indiens. Die meiste Zeit seit der Unabhängigkeit 1947 hat ihre Kongresspartei das Riesenland regiert, drei Premierminister stellte der Clan. Durch Zufall verschlug es die gebürtige Italienerin Sonia Gandhi an die Spitze von 1,2 Milliarden Indern.

Geboren als Antonia Edvige Albina Maino nahe Turin, verliebte sie sich 1965 in einer Sprachschule in Cambridge in Rajiv Gandhi, den Sohn der Premierministerin Indira Gandhi. Drei Jahre später heiratete sie ihn und folgte ihm nach Delhi. Doch 1984 wird Schwiegermutter Indira ermordet, sieben Jahre später ihr Mann Rajiv.

Die traditionsreiche Kongresspartei schlingerte kopflos umher. Nach langem Sträuben übernahm Sonia Gandhi 1998 schließlich den Vorsitz. Die Westlerin im Minirock wandelte sich zur traditionsbewussten Inderin - stets in Sari und Landestracht. Italienisch koche sie nur noch, wenn Freunde dies wünschten, sagt sie sogar in einem Interview. Viele einfache Inder wissen gar nicht, dass sie italienische Wurzeln hat.

Inzwischen ist aus ihr eine gewiefte, manche sagen sogar: knallharte Machtpolitikerin geworden. Sie baute ihren Sohn Rahul zum Erben der Dynastie auf, obwohl ihm das zuerst widerstrebte. Die Familie schirmt ihr Privatleben ab - die Angst vor Attentaten ist groß, und so wird auch der Mythos der geheimnisvollen, unerreichbaren Gandhis genährt. Von diesem Mythos lebt die Kongresspartei. (DER STANDARD, 28.8.2013)