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Verspricht Überraschungen zum 70. Geburtstag: Festivalleiter Alberto Barbera mit der Moderatorin der Eröffnungsgala Eva Riccobono.

Foto: AP/Domenico Stinellis

Anreisetag am Lido. Aus schwankenden kleinen Booten krabbeln verschwitzte bleiche Menschen mit kleineren oder größeren Rollkoffern auf das langgezogene Eiland vor Venedig. Eigentlich dient es als Feriendomizil und Badestrand, wenn nicht gerade die Filmbranche aus aller Welt für gut zehn Tage hier einfällt.

Bereits zum 70. Mal wird die Mostra internazionale d'arte cinematografica, die internationale Filmkunstschau in Venedig, ausgetragen. Alberto Barbera, der seit dem Vorjahr als künstlerischer Leiter fungiert, lässt diesen Geburtstag unter anderem mit 70 minutenkurzen Filmen feiern, die namhafte (Stamm-)Gäste früherer Jahrgänge wie Claire Denis, Kim Ki-duk, Michele Placido, Ulrich Seidl und weitere 66 beigesteuert haben. Das Gemeinschaftswerk trägt den Titel Venezia 70 - Future Reloaded. Zukunftsweisend, überraschend und risikofreudig, so ließ Barbera dieser Tage im Branchenmagazin Variety verlauten, solle auch das diesjährige (schlanke) Aufgebot an insgesamt 20 Wettbewerbsfilmen sein, das in den kommenden anderthalb Wochen uraufgeführt wird.

The Zero Theorem, Science-Fiction von Terry Gilliam mit Christoph Waltz in der Hauptrolle, steht da neben Parkland, dem Debüt des US-Autors Peter Landesman. Bereits etablierte Filmschaffende einer jüngeren Generation wie Kelly Reichardt, Xavier Dolan oder David Gordon Green treten neben dem japanischen Animationsfilmgroßmeister Hayao Miyazaki an. Vor allem ungewöhnlich ist, dass Barbera gleich zwei Dokumentarfilme in die Hauptschiene des A-Festivals eingeladen hat: zum einen Errol Morris' mit Spannung erwarteter The Unknown Known über den ehemaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld und zum anderen Gianfranco Rosis Sacro GRA (über die römische Ringautobahn).

Ewig gleich bleibt hingegen die Glamourverpflichtung: für Menschentrauben vor dem roten Teppich sollen gleich zur Eröffnung am Mittwochabend Sandra Bullock und George Clooney sorgen - Alfonso Cuarons Weltraumdrama Gravity läuft außer Konkurrenz und in 3-D. Weitere Starpräsenz verheißen die neuen Filme von Paul Schrader (The Canyons mit Lindsay Lohan) oder Jonathan Glazer (Under The Skin, ein weiteres Sci-Fi-Drama mit Scarlett Johansson).

Der Allrounder James Franco wird nicht nur eine eigene Regiearbeit (Child of God, basierend auf Cormack McCarthys Roman) im Wettbewerb präsentieren, er ist auch als Darsteller zu sehen (Palo Alto, in der Reihe Orizzonti). (Isabella Reicher, DER STANDARD, 28.8.2013)