"Kanzlerduell" auf Puls 4: Rabl, Spindelegger, Milborn, Faymann (v. li.).

Foto: Puls 4/Christian Mikes

Zwei Halbzeiten, Lichtsignale für Regelverstöße, dramatische Musik beim Einlaufen, das Setting einer Arena. Puls 4 inszenierte das erste Kanzlerduell zu dieser Nationalratswahl als sportlichen Wettkampf. Körpersprachenexperte Günter Hübner lobte die Spieler Werner Faymann, im Brotberuf Bundeskanzler, und Michael Spindelegger, seines Zeichens Vizekanzler, bei der Halbzeitanalyse gar als "Gladiatoren".

Doch solche bekam das Fragen stellende Publikum im Studio nicht zu sehen - dafür Berufsberater. "Ich gebe Ihnen gerne den einen oder anderen Tipp, schau ma, welche Qualifikationen Sie haben", sagte Spindelegger einem jungen Mann, der beklagte, nur unbezahlte Praktika zu kriegen. Faymann ließ sich nicht lumpen: "Ich gebe Ihnen meine Telefonnummer", bot er einer arbeitslosen Alleinerzieherin an.

Die Positionen sind klar: Spindelegger will die Wirtschaft "entfesseln", den Mittelstand retten, Faymann lobt den ÖGB und predigt Gerechtigkeit. Doch letztlich zankten sie sich harmlos wie ein altes Ehepaar: "Da hast du recht" (Spindelegger), "Wir haben die Mindestsicherung gemeinsam eingeführt, Michael" (Faymann), "Ich habe dir gesagt, bei der Bankenabgabe bin ich gesprächsbereit" (Spindelegger).

Die Moderatoren Corinna Milborn und Peter Rabl erinnerten, dass man nicht in Koalitionsverhandlungen sei, sondern den besseren Kanzler ermitteln wolle. Doch Werner und Michael blieben Freunde. Kein Wunder, dass Meinungsforscher Wolfgang Bachmayer versehentlich von "Werner Spindelegger" sprach. Dass das Duell trotzdem spannender war als viele Konfrontationen der Vergangenheit, sollte dem ORF zu denken geben. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 27.8.2013)