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An die fünf Milliarden Schilling Schaden und unüberblickbare Bankverbindlichkeiten im In- und Ausland. Das blieb vom teilstaatlichen Vorzeigebetrieb Klimatechnik im Süden Niederösterreichs. Den Durchblick verloren hatte längst auch die staatliche Länderbank. Sie hatte sich um den Einstieg der verstaatlichten Elin bei der Klimatechnik bemüht.

Foto: Reuters/Phil McCarten

Wien - Er sei nur ein gutgläubiges Opfer gewesen, ließ Klimatechnik-Chef Erwin Tautner aus dem "Exil" in Spanien verlauten. 2,5 Milliarden Schilling Verbindlichkeiten meldeten die Gläubiger im Konkursverfahren 1981 an. Das wären heute - inflationsangepasst - knapp 400 Millionen Euro. Der Schaden durch die Pleite der Österreichischen Klimatechnik Gesellschaft (ÖKG) wurde auf bis zu fünf Milliarden Schilling taxiert. Sie erschütterte nicht nur den Kreditgeber Länderbank in seinen Grundfesten - die Bank verlor eine Milliarde Schilling - auch Hälfteeigentümer Elin erholte sich nur schwer von dem Verlust.

Die Hauptschuld wurde Mehrheitseigentümer und ÖKG-Geschäftsführer Erwin Tautner zugeschrieben. Er soll der Elin viel zu optimistische Bilanzprognosen für 1979 unterbreitet haben, dabei musste die ÖKG bereits damals beachtliche Verluste einstecken. Elin erstattete Anzeige bei der Wiener Staatsanwaltschaft wegen Täuschung und Irreführung, da der unkorrekte Bilanzentwurf zu einer Kapitalaufstockung geführt hatte. Bis dahin galt Klimatechnik als technisch weit avanciertes Unternehmen. Der daraus resultierende Wachstumsdrang führte schließlich zum rapiden Abstieg.

Finanziert wurde das Ganze nämlich hauptsächlich über Fremdkapital - von der Länderbank zur Verfügung gestellt. Diese habe wiederum die notwendige Sorgfalt bei der Prüfung vermissen lassen. Es war auch die Länderbank, die der Elin den Kauf der ÖKG-Gesellschaftsanteile anempfohlen hatte. Nachdem alle Sanierungsversuche gescheitert waren und ein Ausgleich abgelehnt worden war, kam im Mai 1981 der Konkurs. Im folgenden ÖKG-Skandal verlor der gesamte Länderbank-Vorstand seine Posten. Sechs ÖKG-Geschäftsführern und Elin-Funktionären wurde wegen fahrlässiger Krida, Untreue und Betrugs der Prozess gemacht. Der Einzige, der nie vor Gericht gestellt wurde, war Tautner. Um einer Anklage in Österreich zu entgehen, u. a. wurde er beschuldigt, über Briefkastenfirmen Geld aus dem Unternehmen abgezogen zu haben, floh Tautner 1981 nach Spanien, wurde 1982 von den spanischen Behörden an Österreich ausgeliefert, nach kurzer Zeit in Untersuchungshaft und dem Versprechen, dass er zur Verhandlung erscheinen würde, entlassen. Die Widerrufung der Haftentlassung als widerrechtlich kam zu spät. Der Pleitier hatte sich erneut nach Spanien abgesetzt. Zehn Jahre später kam ans Licht, dass die mit dem Fall betraute Untersuchungsrichterin Tautners Geliebte gewesen sein soll.

Eine zweite Auslieferung lehnte Spanien als unzulässig ab. Tautner hatte sich 1985 in Spanien adoptieren lassen - er trug fortan den klingenden Namen Erwin Thomas Marquez Acosta. Er starb 1992 mit 62 Jahren bei einem Verkehrsunfall an der Costa Brava.

Schlammschlacht vor Gericht

1982 belastete Tautner im Wege eines Rechtshilfeersuchens drei seiner Mitangeklagten, die - im Gegensatz zu ihm - vor Gericht gestellt wurden: Ex-Elin-Prokurist Hannes Mlynek, Ex-Elin-Direktor Rudolf Kohlruß und Ex-ÖKG-Geschäftsführer Dieter Schallhart. Um Verluste der ÖKG in der Bilanz von 1978 zu vertuschen, habe Elin die ÖKG dazu aufgefordert, Aufträge überzubewerten.

1984 - Kohlruß, Mlynek und Schallhart hatten bedingte Haftstrafen ausgefasst - stellte sich Tautner via ORF als Opfer der Justiz dar (selbst bei Freispruch hätte er nie mehr Arbeit gefunden) - und der Elin: "Wir (in der Klimatechnik) haben auch Fehler gemacht, jedoch immer wieder alles in Ordnung gebracht."

Nach dem Konkurs verschwand die Klimatechnik von der Bildfläche. Das Werk in Grünbach im niederösterreichischen Schneeberggebiet wurde von der deutschen Baufirma Karl Weiss übernommen. 1999 übersiedelte sie unter dem Namen Clima Tech Airconditioners GmbH nach Ternitz. (Greta Sparer, DER STANDARD, 26.8.2013)