Harald Fidler versucht es mit dem Tulbinger Kogel - alle paar Jahrzehnte wieder
Ansichtssache
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Harald Fidler
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Diese Momente im Leben, als würde die Zeit still stehen: Sie können wunderschön sein, aufregend - wenn der Stillstand vielleicht nicht schon das eine oder andere Jahrzehnt anzuhalten scheint.
Ich kann nicht mehr einordnen, wann ich es zum vorletzten Mal mit dem Tulbinger Kogel probiert habe. Ich schätze sehr grob - es könnte noch im vorigen Jahrtausend gewesen sein, jedenfalls früh im vorigen Jahrzehnt. Ich hatte es dann offenbar nicht so wirklich eilig. Als großer Freund des Tullnerfelds und seiner kulinarischen Angebote fand ich aber: Es ist wieder Zeit. Das würde ich mit dieser Bestimmtheit nun nicht mehr sagen - wie auch, an einem Ort, ein Stück neben Raum und Zeit.
Solche Orte können ihren Charme haben. Für ein Publikum zum Beispiel, das mit dem Berghotel älter wurde und vielleicht auch die eine oder andere Möglichkeit der Erweiterung oder Überarbeitung nutzte wie das Hotel selbst. Ich bin ja auch nicht jünger geworden. Aber meine Altersmilde reicht noch nicht für uneingeschränkte Begeisterung.
Zwischen Traum und Traun
Das Panorama am Sommerabend von der Terrasse: ein Traum. Die Außentemperaturen auch bei brüllender Hitze in Stadt oder Feld: angenehm bis erfrischend, auch ohne die zu würdigende Neuerung des "kleinen Hitze-Menüs (inklusive Benützung des Terrassenpools)". Auch die Inneneinrichtung wurde stellenweise ein wenig modernisiert schien mir, für die Speisekarte kann ich das nicht rundweg ausschließen. Ihr Stil und der Umfang schien mir unverändert: Was man einmal bieten musste, wer sich als besseres Haus positionierte und die besseren Leut, am besten mit ordentlich Prominenz, anlocken wollte.
Eine Auswahl: Austern, Charentais-Melone und Serrano-Rohschinken, Carpaccio, Kalbs-Tatare "Piemonteser Art", Oktopuscarpaccio, Vitello Tonnato (als Kalbsschulterscherzel mit Thunfischsauce), geeiste Gurkensuppe, auch Grießnockerl und Rind mit Kräuterfrittaten, Hummersuppe mit Blätterteigstangerl, Gänselebermedaillons auf Calvados-Apfelscheibe, Muscheln in Knoblauch-Weinsud, Artischocke "auf römische Art", Wachtelbrüstchen auf Eierschwammerl a la Creme, Anglermedaillons auf Hummersauce, Dorade-Royale-Filets auf Ragout von Artischocken und getrockneten Tomaten, Riesengarnelen, halber Hummer, Entrecôte Double, auch profaner Tafelspitz und Schulterscherzel und Kalbsleber und Kalbsrücken.
Ja, ich bin ungerecht: Es gab auch zwei Süßwasserfische auf der Karte, gar ohne Obers, wie mir scheint, die Steinpilze sind nicht gebacken und - so gewinnt man den Fidler - einen rosa gebratenen Hirschrücken verspricht die lange Speisenliste zudem. Leider zu Unrecht. Vielleicht bin ich deshalb gar so negativ. Schauen wir lieber noch einmal genauer hin.
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