Die Oryxantilope gehört zu den wenigen Großtieren, die mit den Bedingungen in der namibischen Wüste zurechtkommen.

Foto: David Lehmann/IZW

Berlin  - Wenn es in Namibia an der Südwestküste Afrikas so richtig trocken wird, müssen große Weidetiere auf besondere Strategien zurückgreifen. Elefanten beispielsweise legen lange Wanderungen zwischen Wasserstellen zurück und durchqueren dafür sogar die lebensfeindliche Namib-Wüste.

Nun haben Biologen die Strategien zweier Antilopenarten näher untersucht, wie der Forschungsverbund Berlin berichtet. "Wir wollten verstehen, wie diese gut erforschten Huftiere mit unterschiedlichen Nahrungsstrategien in einem lebensfeindlichen Ökosystem wie der afrikanischen Kunene-Region in Namibia überleben und sogar gedeihen können. In diesem oftmals bis zu 50 Grad Celsius heißen Gebiet gibt es starke, unvorhersehbare Schwankungen im Nahrungsangebot", sagt Studien-Erstautor David Lehmann vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung.

Springbock und Oryxantilope

Eine der untersuchten Spezies ist der Springbock (Antidorcas marsupialis), der zu den Gazellenartigen zählt. Die nur etwa 50 Kilogramm schweren Tiere, die aus dem Stand über drei Meter hoch springen können, äsen normalerweise Blätter von Büschen und Bäumen. Eine besondere Strategie für Dürrezeiten haben sie nicht - nur während der Regenzeit erweitern sie ihren Speisezettel: Dann fressen sie auch Grassprossen. Wenn die Qualität des Grases durch eintretende Trockenheit schlechter wird, kehren sie wieder zur Blätterkost zurück, die offenbar auch in Trockenperioden ausreichend vorhanden ist.

Ganz anders die Oryxantilopen (Oryx gazella gazella), die bei einem Gewicht von bis zu 200 Kilogramm zu den größten Antilopen zählen. Sie haben mehrere Anpassungen an eine heiße, trockene Umgebung vollzogen. Zum einen kommen sie mit sehr wenig Wasser aus, zum anderen funktioniert ihre Wäremeregulierung auch bei erhöhter Körpertemperatur noch sehr gut.

Neue Erkentnis

Dazu kommt eine Besonderheit in der Ernährung, die die Berliner Forscher zusammen mit namibischen Kollegen bei ihrer jüngsten in "PloS One" veröffentlichten Studie herausfanden: Wenn das Nahrungsangebot in Dürrezeiten knapp wird, fressen die Tiere auch giftige Pflanzen. In Notzeiten wenden sich die Tiere dem ansonsten verschmähten Damara-Milchbusch (Euphorbia damarana) zu, einer das ganze Jahr über vorkommenden Pflanzenart dieser Region vor. Die Pflanze ist sehr wasserhaltig und nährstoffreich - aber eben auch hoch giftig. Dennoch bedienen sich die Oryxantilopen an den Blättern des Buschs, und zwar nicht zu knapp: Die Pflanze stellt in solchen Phasen gleich ein Viertel des gesamten Nahrung der Tiere.

In weiteren Studien ist zu klären, wie die Tiere dem Gift widerstehen können. Mögliche negative Auswirkungen, die der Konsum der Giftpflanze auf die Gesundheit der Oryxantilopen haben könnte, sind bisher weder bekannt noch erforscht. (red, derStandard.at, 24. 8. 2013)