Alpbach - Zehn Prozent der Österreicher sind im Laufe ihres Lebens alkoholabhängig. Diese Zahlen schätzen niedergelassene Ärzte in einer GfK-Umfrage, die am Rande der Alpbacher Gesundheitsgespräche präsentiert wurde. Demnach sind aktuell fünf Prozent der über 16-Jährigen betroffen. Das sind rund die 350.000 Menschen.

Ein Problem stellt die oft verspätete Diagnose dar. "Alkoholprobleme werden sehr selten in die Anamnese  integriert, auch bei für den Arzt neuen Patienten.", sagt GfK-Chef Rudolf Bretschneider. In 40 Prozent der Fälle ergibt sich der Hinweis auf eine Alkoholkrankheit erst durch eher zufällig erhobene Befunde im Rahmen einer Gesundenuntersuchung oder über Laboruntersuchungen aus anderen Gründen.

Therapeutische Hilfe

"Wir brauchen eine Schärfung der Diagnostik," sagt Gabriele Fischer, Leiterin der Drogenambulanz der Universitätsklinik für Psychiatrie am Wiener AKH. Immerhin gaben 80 bis 90 Prozent der befragten Fachärzte, die mit Alkoholkranken beschäftigt sind an, sie würden die Patienten viel zu spät sehen. Der Altersgipfel bei den Alkoholkranken liegt laut der Psychiaterin im mittleren Lebensalter, um 50 bis 52 Jahre. Dagegen wäre das in der Öffentlichkeit so oft diskutierte "Koma-Saufen" Jugendlicher kein Problem der Sucht, sondern eines mit Problemen behafteten Erwachsenwerdens.

"In unserem Kulturkontext ist der Alkohol die am meisten benutzte Substanz. Für 80 Prozent der Konsumenten ist das allerdings problemlos," sagt Gabriele Fischer.

Alkoholkranke Menschen benötigen in jedem Fall mehr Hilfe. Laut der Umfrage werden auch 25 Prozent der diagnostizierten Alkoholiker weder medikamentös noch psychotherapeutisch behandelt. Nur 22 Prozent der Allgemeinmediziner sagen, sie würden sich mit der Alkoholkrankheit "sehr gut auskennen", 76 Prozent sind "eher" oder "sehr unzufrieden" mit der Verfügbarkeit von Therapieangeboten. (red/APA, derStandard.at, 19.8.2013)