Alexander Maculan, heute, 18 Jahre nach der Insolvenz seines Baukonzerns.

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STANDARD: Wie kommentieren Sie die Pleite der Baufirma Alpine?

Maculan: Die Insolvenz der Alpine ist sehr traurig. Ich kenne Dietmar Aluta (Ex-Chef und Ex-Miteigentümer, Anm.), der das Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut und einen tollen Konzern geschaffen hat. Es ist wirklich schade, dass die spanischen Eigentümer der Alpine nicht in der Lage waren, die Alpine fortzuführen. Die Alpine hatte gute Mitarbeiter, aber den Spaniern ist es offenbar nicht gelungen, diese Leute zu halten.

STANDARD: Sehen Sie Ähnlichkeiten zwischen dem Fall Alpine und Ihrem damaligen Baukonzern?

Maculan: Durchaus, auch wir wollten um 1990 aus der Enge des österreichischen Marktes herauskommen, wo damals die verstaatlichten Banken die Baufirmen dominiert haben. Eine Porr gehörte der Länderbank, eine Universale der Creditanstalt. Wir haben im Ausland nach dem Fall der Berliner Mauer und dem Zusammenbruch der kommunistischen Systeme in Europa unsere große Chance gesehen. Weil Bauen immer eine lokale Sache ist, habe ich mich bei bestehenden Firmen aus der Ex-DDR engagiert.

STANDARD: Was führte rückblickend zur Schieflage Ihres Konzerns?

Maculan: Egal ob in Deutschland, Slowenien oder sonst wo im ehemaligen Ostblock - keine der dortigen Baufirmen hat überlebt. Und: Die Internationalisierung, wie sie uns vorschwebte, ist offenbar nicht realisierbar.

STANDARD: Aber die Strabag zählt zu einem der größten europäischen Baukonzerne.

Maculan: Strabag-Haupteigentümer Hans Peter Haselsteiner hat in Deutschland den uralten Kölner Baukonzern Strabag gekauft und seine Illbau sowie diverse andere kleine Baufirmen in die Strabag integriert. Die deutsche Strabag war vorwiegend im Straßenbau tätig, die konnte sich im Asphalt die Marktführung aufbauen. Haselsteiner hat zudem mit dem Oligarchen Oleg Deripaska und Raiffeisen zwei starke Aktionäre. Aber ich könnte mir vorstellen, dass er sich am russischen Markt mehr Geschäft erwartet hätte. Aber ich gratuliere Haselsteiner zu seinem Lebenswerk.

STANDARD: Gibt es aus Ihrer Sicht ein Beispiel, wo die Internationalisierung einer Baufirma geklappt hat?

Maculan: In den 1980er-Jahren wollten alle großen japanischen Baufirmen in Europa Fuß fassen - und keinem Einzigen ist es gelungen. Nach drei Jahren sind alle wieder verschwunden. Die großen französischen Konzerne konnten weder in Deutschland noch in Russland reüssieren. Schauen Sie nach China, speziell Schanghai. Dort wird massiv gebaut, aber Sie werden keine einzige westeuropäische Baufirma sehen.

STANDARD: Was macht die heutige Maculan Holding? Sie sind ja u. a. mit Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl wieder in Russland sehr aktiv.

Maculan: Ich verbringe 40 bis 50 Prozent meiner Zeit in Russland. Es gibt einen sehr großen Bedarf an Wohnraum. Es ist der Wunsch jedes Russen, eine Datscha zu haben. Aktuell werden mit der Isoroc Holding in der Nähe der südrussischen Regionshauptstadt Krasnodar 450 Fertigteilhäuser für den gehobenen Mittelstand errichtet. 2016 sollen sie übergeben werden. Gemeinsam mit der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich habe ich mich an zwei Betrieben in Tamow beteiligt. Das eine Unternehmen ist ein riesiger Holzverarbeitungsbetrieb. Beim anderen handelt es sich um einen Produktionsbetrieb zur Erzeugung von Mineralwolle für Dämmstoffe. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 19.8.2013)