Olinguito (von oliente: übelriechend) heißt das putzige Tier, das aussieht wie eine Kreuzung aus Katze und Teddybär. Zu Hause ist es in den Regenwäldern Ecuadors und Kolumbiens.

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SW-Aufnahme jenes weiblichen Tiers, das rund um 1970 in einigen US-Zoos ausgestellt worden war – aber als neue Art unentdeckt blieb.

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Washington - Man mag darüber streiten, ob in diesem Fall der Begriff "Entdeckung" angebracht ist. Denn das putzige Säugetier, das nun erstmals als neue Art klassifiziert wurde, war bereits in Zoos zu sehen und findet sich in etlichen zoologischen Sammlungen von Naturkundemuseen in aller Welt. Doch seit mehr als hundert Jahren wurde es stets mit seinem größeren Verwandten verwechselt, dem Schlankbären.

Das wiederum ist der bekannteste Vertreter der Olingos oder Makibären. Eine Gruppe von Zoologen des Smithsonian National Museum of Natural History in Washington D. C. hat sich vor zehn Jahren die Erforschung dieser Tiergattung vorgenommen, die griechisch Bassaricyon heißt und von der bis dahin fünf Arten bekannt waren, die allesamt in den Wäldern Mittel- und Südamerikas beheimatet sind.

Das Team um Kristofer Helgen wollte Genaueres über das Verbreitungsgebiet und die Anzahl der Arten herausfinden und begab sich dafür zunächst einmal in die Säugetiersammlungen zahlreicher Naturkundemuseen, um hunderte Makibär-Belegexemplare unter die Lupe zu nehmen.

Beim Studium von mehr als 95 Prozent aller Museumsexemplare weltweit fiel ihnen auf, dass etliche Zähne und Schädel kleiner waren als die anderen, auch die dazugehörigen Felle waren kleiner und dichter. Und die Fundorte der kleineren Exemplare lagen alle in den nördlichen Anden zwischen 2.000 und 3.000 Metern. Die Analyse von DNA-Proben bestätigte dann den Verdacht: Die kleineren Olingos, deren Name sich von oliente (spanisch für übelriechend) herleitet, sind eine eigene Art, die Olinguito getauft wurde - was man frei mit "kleiner Stinker" übersetzen könnte.

Weitere Recherchen der Forscher ergaben, dass zumindest ein Exemplar von Bassaricyon neblina (so der wissenschaftliche Name) um 1970 in mehreren US-Zoos gezeigt wurde. Und schon 1920 hatte ein Zoologe in New York angesichts eines kleinen Olingo-Exemplars vermutet, dass es sich dabei um eine eigene Art handeln könnte. Doch er publizierte seinen Verdacht nicht.

Das holen nun Helgen und seine Mitarbeiter in der aktuellen Ausgabe des Fachblatts "ZooKeys" nach, nicht ohne auch noch in den Regenwäldern Ecuadors nach lebenden Tieren Ausschau gehalten zu haben. Tatsächlich stießen sie bereits 2006 an den Westhängen der Anden auf einige Tiere, die ausschließlich auf Bäumen leben, nachtaktiv sind und sich vorwiegend von Früchten ernähren.

Dennoch wurde der Olinguito den Raubtieren zugeschlagen, was den ersten westlichen Neuzugang dieser Säugetierordnung seit mehr als 30 Jahren bedeutet. Klaus Taschwer, DER STANDARD, 16.8.2013)