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Gespannte Ruhe: Panzer und Soldaten halten vor dem Tahrir-Platz die Position.

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Das ägyptische Militär hat in Kairo zahlreiche Panzer positioniert.

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Ein Ägypter zeigt seine Wut und Verzweiflung, nachdem Hunderte Anhänger der Muslimbruderschaft am Donnerstag den Dienstsitz des Gouverneurs von Giza nahe Kairo gestürmt haben.

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Eine Frau sitzt in den Überresten des Protestcamps nahe der Rabaa-al-Adawiya-Moschee.

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Kairo – Ägypten droht ein "Freitag der Wut" mit neuem Blutvergießen. Zwei Tage nach der Räumung der Islamisten-Protestcamps wollen die Muslimbrüder und die radikalislamische Vereinigung Jihad erneut gegen die vom Militär eingesetzte Übergangsregierung auf die Straßen gehen. Zum Schutz organisieren sich Bürgerwehren. Die Polizei hat Order, mit scharfer Munition auf Plünderer und Saboteure zu schießen. In der Hauptstadt Kairo wurden Teile der Innenstadt von den Sicherheitskräften abgeriegelt. Die USA riefen ihre Bürger zum Verlassen des Landes auf. Das deutsche Außenministerium rät inzwischen von Reisen nach ganz Ägypten ab, während man in Wien damit noch abwartet. Der UNO-Sicherheitsrat verurteilte die Gewalt.

Der Generalsekretär der Islamischen Partei, Mohammed Abu Samra, sagte dem Nachrichtenportal der Kairoer Tageszeitung "Al-Masry Al-Youm", geplant seien friedliche Kundgebungen. Allerdings könne niemand garantieren, dass es nicht auch zu Gewalt und Brandanschlägen komme. Gerade die jungen Menschen seien sehr erzürnt. Die Demonstrationen sollen an allen Moscheen Kairos beginnen und am zentralen Ramses-Platz zusammentreffen, erklärten die Muslimbrüder auf Twitter.

Bürgerwehren

In vielen Straßen der Hauptstadt fanden sich in der Nacht an den Hauseingängen sogenannte Bürgerwehren zusammen, um Plünderer abzuschrecken. Die Protestbewegung "Tamarud", die die Massenkundgebungen gegen den inzwischen gestürzten Präsidenten Mohammed Morsi organisiert hatte, rief die Bevölkerung über das Staatsfernsehen dazu auf, ihre Häuser, Moscheen und Kirchen selbst vor möglichen Attacken der Islamisten schützen.

In mehreren Landesteilen gilt der Notstand. Die Polizei verhaftete vor Beginn der Proteste vier führende Mitglieder der Bruderschaft, wie das Nachrichtenportal youm7 meldete.

Die Regierung in Kairo verteidigte ihr hartes Vorgehen gegen internationale Kritik und sprach von terroristischen Handlungen. US-Präsident Barack Obama hatte die Maßnahmen scharf verurteilt. Der UNO-Sicherheitsrat rief alle Parteien auf, die "Aggressionen" einzustellen, die Regierungen der 28 EU-Staaten wollen möglichst rasch eine gemeinsame politische Haltung zur Krise in Ägypten finden. Ob es ein Sondertreffen der EU-Außenminister gibt, wird nach Angaben von Diplomaten in Brüssel voraussichtlich Anfang der Woche entschieden.

Teams des Außenministerium in Touristenzentren

Während die deutsche Regierung angesichts der blutigen Unruhen ihre Reisewarnung am Freitag auch auf die Badeorte am Roten Meer ausgedehnt hat, will man in Wien noch abwarten. "Wir raten seit langem von nicht unbedingten Reisen nach Ägypten ab", erklärte der stellvertretende Sprecher des Außenministeriums, Nikolaus Lutterotti. Zwei in die Touristenzentren Sharm el Sheikh und Hurghada entsendete Teams sollen dort die Lage evaluieren, sollte es zu einer Verschlechterung der Lage kommen, werde man "weitere Schritte in Richtung Reisewarnung setzen".

Der seit Wochen schwelende Konflikt zwischen Islamisten und Morsi-Gegnern war am Mittwoch eskaliert, als Sicherheitskräfte zwei zentrale Protestlager der Muslimbrüder in Kairo gewaltsam räumten. Blutige Ausschreitungen forderten Hunderte Todesopfer. Die Regierung hatte am Donnerstag von 638 Toten und 4.201 Verletzten gesprochen. Ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums dementierte diese Zahlen in der Nacht und sprach von etwa 600 Toten. Der demokratisch gewählte Morsi war am 3. Juli durch das Militär gestürzt worden. Die Islamisten fordern seine Wiedereinsetzung. (APA, 16.8.2013)