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Die grosse Gartenhecke im Schlossgarten Schönbrunn, soll neugepflanzt werden

Foto: APA/ GUENTER R. ARTINGER

Wien - Die Bäume stehen im Saft - und Franz Sattlecker geht in diesen. "Es wäre nicht verantwortbar, die Sanierung der Hecke jetzt zu machen", ist der Geschäftsführer der Schönbrunner Schlossgesellschaft überzeugt. Mehr noch: Das Baumfällen in diesem Herbst "lehnen wir auf alle Fälle ab, weil das ein Husch-Pfusch ist". Schließlich gehe es nicht um irgendeine Baumreihe, sondern um "die Allee von Schönbrunn". Nämlich jene, die links und rechts des Blumenparterres den Blick zur Gloriette umrahmt.

Für Sattlecker sind noch zu viele Fragen ungeklärt: "Wie hat der exakte historische Zustand im Park wirklich ausgesehen? Welcher Originalzustand soll daher wiederhergestellt werden?" Unklar sei auch, ob die Wege auf das frühere niedrigere Niveau abgesenkt werden sollen. Oder was mit den derzeit in der Hecke "versteckten" Statuen passiert, falls die tatsächlich wieder frei stehen sollten. Die seien unterschiedlich tief abgesunken - müssten dann aber exakt in der Flucht stehen.

Der Anschluss zur "Lichten Allee"

Völlig offen sei überdies, wie der Anschluss zur "Lichten Allee" aussehen soll, die vom Schloss nach Meidling und Hietzing führt. Ganz abgesehen von den Fragen, auf welchen Wegen der "massive Lkw-Verkehr" geführt werden soll und welche Teile des Parks für Besucher gesperrt werden müssen.

Kettensäge ab Oktober

Peter Fischer-Colbrie, Direktor der Bundesgärten, bleibt hingegen dabei: Wenn es seitens der Denkmalschützer grünes Licht gebe, soll ab 18. Oktober mit dem Bäumefällen begonnen werden. Die Pläne für den Heckenaustausch seien seit Jahren bekannt - genauso wie der Umstand, dass die Pflanzen überaltert sind. Außerdem würden im Augarten seit sieben Jahren die Nachwuchshecken gezogen: "Wir müssen sie heuer noch verwenden."

"Ich lege doch nicht eine ganze Allee flach"

Darauf der Schlossherr Sattlecker: "Ich lege doch nicht eine ganze Allee flach, weil's grad lustig ist und weil halt irgendwo 600 Bäume herumstehen." Er wolle nicht die Unesco "wie den bösen Papa vorschieben, aber die beginnen im Herbst mit der Evaluierung des Weltkulturerbes Schönbrunn. Wenn da die Hecke umgelegt wird, ohne dass alle denkmalschützerischen Details abgesichert sind, ist das eine reine Provokation."

Auch die Landeskonservatorin Barbara Neubauer bestätigt im STANDARD-Gespräch, dass eine Entscheidung des Bundesdenkmalamtes erst fallen könne, wenn einige offene Fragen geklärt seien. Ein entsprechendes Schreiben mit all jenen Punkten, die noch offen sind, sei verfasst worden.

"Es ist ja schon sehr viel gemacht worden", betont Neubauer, "aber der letzte Dreh fehlt noch." So müssten etwa noch Forschungsergebnisse verknüpft werden und eine genaue Bestandsaufnahme erfolgen, "denn bei der Installation des Bewässerungssystems wird ja das Erdreich verändert". Wie Sattlecker fordert das Bundesdenkmalamt unter anderem die Abklärung der künftigen Niveaus und der Anschlüsse zur Lichten Allee.

Eine letzte, entscheidende Sitzung ist laut Fischer-Colbrie für den 5. September angesetzt. (Roman Freihsl, DER STANDARD Printausgabe 31.7.2003)