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Eines der interessanteren Phänomene

... der letzten Zeit sind die Gerichtsshows im deutschen Kabelfernsehen, aufgrund derer es schon vorkommen kann, dass man ganze drei Stunden (ab 14.00 Uhr) in einem durch dabei zusehen kann, wie geklagt, verteidigt und gerechtet wird, und zwar parallel auf RTL und Sat1.

Vom "Strafgericht" (hier im Bild) zappt man hinüber zu Beziehungskonflikten ...

Foto: Archiv

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... kann sich dann zwischen "Familiengericht"

(hier im Bild) und der mütterlichen "Richterin Barbara Salesch" nur schwer entscheiden, um schließlich quasi zwischen "Jugendgericht" und "Richter Alexander Hold" endgültig einen eigenen Prozess, und sei's nur ein ganz kleiner, unbedeutender, zu erwägen.

Foto: Archiv

Das ist nichts Neues.

Schon in den 70er-Jahren probten viele Paare der Post-Wiederaufbaugeneration angesichts von Ehen vor Gericht die Scheidung. Aber jetzt in dieser Geballtheit, wie da auf den Giftmörder der Ehetyrann und der pubertierende Straftäter folgen, ist dieses Übermaß an Schuld, das sich da durch die Kanäle wälzt, doch ziemlich bedrückend (im Bild Richterin Barbara Salesch)

Foto: Sat1/Melle

Und nachher bei

"Hör mal, wer da hämmert", da fragt man sich, warum eben diese Flut an Klagen und Gegenklagen nicht stärker in Bereiche verlagert werden könnten, wo wirklich Mehrwert für den Fernsehzuseher gegeben wäre. Etwa in einer Art von Konsumentenschutzsendung, bei der katastrophale Produkte kritisiert werden. Oder: Bei einem Volksanwalt, der soziale Missstände und Ungerechtigkeiten bloßlegt. Ist das für das Publikum wirklich zu wenig spektakulär? Muss es immer Giftmord sein? (im Bild Richter Alexander Hold)

(cp/DER STANDARD; Printausgabe, 31.7.2003)

Foto: Sat1