Salzburg - Zwei Jahre nach dem Ersten Weltkrieg begab es sich, dass Richard Strauss seinem Partner Hofmannsthal schrieb, er fühle in sich ein großes Talent zur Operette, geradezu eine Berufung zum Offenbach des 20. Jahrhunderts. Da war indes noch ein weiter Weg zu gehen bis zur Ägyptischen Helena , bei der Strauss meinte, dem Offenbach in sich freien Lauf lassen zu können. Schließlich wurde die Oper 1928 uraufgeführt und dann von Strauss (im zweiten Akt) mit Änderungen versehen, die 1933 in Salzburg wiederum eine Art zweite Uraufführung ermöglichten.

Am Weg zum fertigen Werk ist Strauss dann doch auch die operettenhafte Fantasie vergangen. Es interessierte Hofmannsthal an der antiken Story doch vor allem die belastete Beziehungspsyche von Menelas und Helena, die in der Homerschen Odyssee nach dem Krieg (während dem sich die entführte Gattin in Troja gründlichst vergnügte) wieder Ehepaar spielen.

Mit der schon in der Antike eingeführten Idee eines Helena-Gespenstes, das angeblich in Troja weilte, während die echte Schönheit in Ägypten keusch blieb, wollte man sich nicht begnügen. Allerdings ist die Vertiefung in die Szenen dieser Ehe hier nicht sonderlich gründlich durchgeführt worden. Am Schluss erlebt man, nach viel Zaubertrankidylle, einfach eine schnelle Apotheose des Ehelichen.

Ob die Handschrift eines regieführenden Mitautors hier noch etwas bewirken hätte können, ist heuer nicht zu sagen. Aus dem Vorhaben, im Rahmen der Salzburger Festspiele diese mäßig erfolgreiche Oper szenisch zur Diskussion zu stellen und ihr so Repertoireleben einzuhauchen, ist aus Finanzgründen nichts geworden. Konzertant wurde das Ganze nun gegeben - und dann auch nur einigermaßen befriedigend.

Dirigent Fabio Luisi stand immerhin die Staatskapelle Dresden zur Verfügung - mächtig und doch kontrolliert wird da aufgetrumpft. Neben einigen unsauberen Momenten gelingt mitunter doch auch die Vermittlung des Kammermusikalischen. In Summe jedoch wirkte das alles ein wenig behäbig und im Vokalen nicht ausgewogen: Albert Bonnema (als Menelas) war indisponiert; immerhin entfaltete Deborah Voigt die ganze Pracht ihrer dramatischen Stimme.

Intensiv Helen Donath (als Aithra), profund Falk Struckmann (als Altair). Etwas forciert allerdings Kresimir Spicer (als Da-Ud) und eher unscheinbar Vitalija Blinstrubyte und Anke Vondung als Dienerinnen sowie Annette Jahns als Muschel. (Ljubisa Tosic/DER STANDARD; Printausgabe, 31.07.2003)