Die Molekularbiologin Christine Mannhalter wohnt in einer Dachwohnung im 6. Bezirk. Michael Hausenblas besuchte sie und fand einen Mix aus Möbelklassikern, Bauerntischen und alten Palmers-Vitrinen.

"Gemeinsam mit meinem Mann Josef bewohne ich dieses Apartment hier seit 2004. Die Wohnung misst 200 Quadratmeter und befindet sich im Dachgeschoß eines Hauses im 6. Bezirk, gleich bei der linken Wienzeile. Errichtet wurde das Haus wohl im Jahr 1906, ganz sicher bin ich mir da aber nicht. Um- und ausgebaut wurde der Dachboden dann von einem Architekten, und zwar zum Eigenbedarf. Später hat er die Wohnung zum Verkauf angeboten, und wir haben zugeschlagen.

Die Wissenschafterin Christine Mannhalter auf ihrer gusseisernen Wendeltreppe, die zu einem Platzerl führt, wo sie am liebsten in aller Ruhe Zeitung liest.
Foto: Lisi Specht

Wir haben ein Arbeitszimmer, eine Wohnküche mit einem kleinen Balkon, Schlaf- und Badezimmer und ein großes Wohnzimmer. In diesem erkennt man am besten, worum es uns beim Wohnen geht. Hier treffen Möbelklassiker wie Sessel von Mackintosh und Le Corbusier auf allerlei Asiatika und andere Dinge, die wir von unseren Reisen mitgebracht haben. Eine aufgemöbelte Wäschevitrine von Palmers gibt's ebenso wie einen alten Flipperautomaten. Doch der wird mittlerweile geschont, es gibt nämlich keine Ersatzteile mehr. Ein Stück, auf das wir besonders stolz sind, ist der Herd. Es ist eine alte 'La Cornue', die seinerzeit aus Frankreich importiert wurde. Wir brauchten dafür eine Extrazulassung von den Gaswerken, von einem Mitarbeiter, der ansonsten für Großküchen zuständig ist.

Wir lieben auch Farbakzente, und daher sind zwei Pfeiler grün beziehungsweise blau gestrichen, und Teile der Wand sind rostrot. Im Wohnzimmer dreht sich eine gusseiserne Wendeltreppe empor, die auf eine kleine Galerie führt, wo man in aller Ru he in einem Thonet-Schaukelstuhl bestens Zeitung lesen kann. Da hängen auch afrikanische Masken über einem sehr alten Tiroler Bauerntisch. Durch die verschiedenen Kombinationen soll Spannung entstehen.

Ich würde unseren Stil als gemütlich, geschmackvoll und exklusiv bezeichnen. Wir haben Freude an den alten freigelegten Ziegeln im Boden, an den Glasziegeln im Essbereich und an unseren vielen großen Pflanzen. Denen geht es hier sehr gut, denn es gibt viel Licht – vor allem durch die zahlreichen Dachfenster.

Von der großen Terrasse aus haben wir einen schönen Blick auf die Ägidiuskirche, wo einst Joseph Haydn aufgebahrt war. Mit dem Blick auf die Kirche fühlen wir uns manchmal wie auf dem Land, vor allem wenn im Pfarrhof gerade Kirtag gefeiert wird. Von großer Bedeutung für uns ist die gute Infrastruktur in unserem Umfeld. Gleich in der Nähe gibt es die U-Bahn, den Naschmarkt, die Hauptstraßenverbindungen nach Süden und Westen, und zum AKH, wo ich arbeite, ist es auch nicht weit. Mein Mann und ich sind typische Stadtbewohner. Wir wollen nicht in einem Vorort zu Hause sein. Wir gehen gerne in die Oper und ins Theater – wir gehen meistens zu Fuß. Da braucht man halt mal eine halbe Stunde.

Wir fühlen uns hier sehr wohl. Lediglich in sommerlichen Hitzephasen kann es etwas anstrengend sein. Dann hat's bis zu 37 Grad. Aber wir wollen keine Klimaanlage. Das war auch schon so, als wir für ein paar Jahre in Kalifornien lebten. Uns stört das Gefühl des ständigen Zugs. Deshalb überlegen wir uns, eine Art Außenjalousie anbringen zu lassen.

Wir genießen den Aufenthalt in unserer Wohnung, aber wir kommen viel zu wenig zum Wohnen. Ich bin sehr beschäftigt, und auch mein Mann ist immer wieder im Ausland unterwegs. Ich versuche aber, das ein bisschen zu ändern. Für manche Aufgaben besteht ja die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten. Mein Plan für die Zukunft ist es daher, spätestens um 19 Uhr daheim zu sein und mich nach dem Abendessen zu Hause in gemütlicher Umgebung noch einmal an den Schreibtisch zu setzen." (DER STANDARD, 17./18.8.2013)