"Nurse Jackie", "Grey's Anatomy", "Dr. House" und "A Young Doctor's Notebook" sparen nicht an Sucht, Sex, Sarkasmus oder Skalpell.

Kranke Schwester

Patienten sind Schwester Jackie Peyton (Edie Falco), Krankenschwester im New Yorker All Saints Hospital, heilig. Das ist ungewöhnlich genug für eine Arztserie. Krankenleid kommt in dem Genre ja traditionell zu kurz, entweder es geht um die schönende Darstellung verkorkster Arztpersönlichkeiten oder um ganz banale Fragen der Anbahnung zu geschlechtlicher Vereinigung. Der Patient ist fast immer Beiwerk. Und weil es um Patienten geht, trägt Jackie schwer. Und hat Rückenschmerzen. Und braucht Pillen. Viele Pillen ... Nie war Sucht nachvollziehbarer als hier: Nurse Jackie, Showtime, vier Staffeln. Großartig besetzt bis in die kleinste Nebenrolle.

Foto: Showtime

Heiße Götter

Der erste Tag am Seattle Grace Hospital beginnt für Dr. Meredith mit einer peinlichen Begegnung: Die Zufallsbekanntschaft, mit der sie am Abend zuvor im Bett landete, ist der gottoberste Neurochirurg. Huch! So fing es 2005 bei Grey's Anatomy an, und in neun Staffeln änderte sich an dieser Grundstruktur des "Huch!" kaum etwas. Das ist schon okay, Showerfinderin Shonda Rhimes setzte um die aparte Doktorin eine muntere Ärzteschaft, die im OP verzwickte Fälle löst, privat permanent überfordert ist und nur das hervorragende Aussehen gemeinsam hat. Anspieltipps sind übrigens die jeweils letzten Folgen der Staffeln: Zwischen Amoklauf und Flugzeugabsturz wird es nicht fad.

Foto: ABC

Böse Zunge

Dass großes Fachwissen zwangsläufig mit menschlicher Größe und noblem Charakter zusammenhängt, wollten autoritätsgläubige Serien von "Schwarzwaldklinik" bis "Der Landarzt" und "Trapper John MD" glauben machen. Diese gottgleichen Heilsbringer begeisterten in den 1980er-Jahren. Weil es aber nur selten geschah, dass man in echt einem dieser Giganten begegnete, war es Zeit für Dr. House, den finstersten, sarkastischsten Arzt des gesamten Fernsehuniversums, den das Patientenwohl so viel kratzt wie die Laus der Pelz. Das Erstaunliche daran: Mediziner mit US-Erfahrung halten ausgerechnet diese Serie für die realistischste. Acht Staffeln, 2012 war Schluss.

Foto: Fox

Dr. House
Hugh Laurie, Lisa Edelstein
Acht Staffeln - 177 Folgen,
ab 14,27 Euro/Staffel.

Nachlese

TV-Tagebuch: Glatter Schnitt

Links

Internet Movie Database: Dr. House

Foto: ORF

Stattliche Körper

Seriennostalgikern wird warm ums Herz bei "Der Doktor und das liebe Vieh". Mit gelassener Freude ging der Veterinär ans Werk und befreite nebenbei manche in Steißlage geratene Menschenbeziehung. Knapp 35 Jahre später und nun am Humankörper beweisen die Briten mit der Miniserie A Young Doctor's Notebook nach Michail Bulgakow neuerlich Geschick im Umgang mit dem Skalpell in historischer Gewandung: Ein russischer Jungarzt sieht sich kurz vor Ausbruch der Revolution mit der Realität auf dem Land und einem abgebrühten Berufskollegen konfrontiert. Sensationell sind die Hauptrollen: "Harry Potter"-Held Daniel Radcliff und "Mad Men"-Zampano Jon Hamm.

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