Preise für Lebensmittel bergen massives Konfliktpotenzial. Kostet die Milch im Handel um zehn Cent mehr, verteuert sich das Ei um einen, treibt es Konsumentenschützern in Österreich die Zornesröte ins Gesicht. Methodisch umstrittene Preisvergleiche der Arbeiterkammer nähren die Debatte fast monatlich aufs Neue. Kostenexplosionen bei Essiggurken und Hühnerkeulen erregen hierzulande mehr als teurer Sprit, hohe Handyausgaben und gepfefferte Preise für Freizeit und Urlaub. Dass die preisliche Schmerzgrenze bei Autos offenbar weit niedriger ist als bei Grillkoteletts, hinter denen sich allein rund um Massentierhaltung Abgründe auftun, macht das Ganze zynisch.

Dennoch gehört in die Preispolitik der Supermärkte höhere Transparenz. Die enorme Konzentration des Lebensmittelhandels öffnet Tür und Tor für wettbewerbswidriges Verhalten, sosehr man es auch dreht und wendet. Und es sagt nichts Gutes über eine Branche, wenn sie die Preise dort am stärksten hebt, wo es für Konsumenten am wenigsten nachvollziehbar ist: bei den Produkten im Preiseinstiegsbereich ohne Marke. Also bei jenen Lebensmitteln, an denen Haushalte mit niedrigem Einkommen nicht vorbeikommen und bei denen für den Handel die höchsten Margen herausspringen. Dass im Gegenzug kleinen Lieferanten, die mit ihrem Namen bürgen, jeder Euro abgerungen wird, ist kurzsichtig. Wer unter Druck steht, macht Abstriche. Die Qualität der Lebensmittel wird dadurch sicher nicht steigen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 12.8.2013)