Der Ex-Radrennsportler Bernhard Kohl wohnt mit seiner Familie an der Grenze zwischen Niederösterreich und Wien. Nach dem Sommer, erfuhr Wojciech Czaja, wird das Projekt "Einrichten" wieder aufgenommen.

"Wir haben früher viel im Ausland gewohnt, dann haben wir eine Zeit lang in Kärnten gelebt, und nun sind wir an der Landesgrenze zwischen Wien und Niederösterreich zu Hause, wobei ich sagen muss, dass ich froh bin, dass mein Haus bereits in Niederösterreich liegt, und nach Wien sind's grad einmal zehn Meter, denn in schwierigen Zeiten, die ich ja hatte, ist mir Erwin Pröll damals zur Seite gestanden. Das ist jetzt eine Art Dank an ihn.

"Natürlich ist es noch nicht so wohnlich, wie wir gerne hätten." Bernhard Kohl in seiner Wohnküche, wo er Steaks und Gourmetmenüs zubereitet. (Foto: Lisi Specht)
Foto: Lisi Specht

Eigentlich waren wir auf der Suche nach einem Grundstück, um darauf unsere ganz eigene Wohnvorstellung zu realisieren. Leere Grundstücke waren aber rar und teuer. Der Zeitaufwand mit Planen und Bauen wäre auch enorm gewesen. Das geht an die Substanz. Zum Glück ist unser Makler dann auf dieses Haus gestoßen. Wir sind bei der Tür reingekommen und wussten auf Anhieb: Ja, das ist es!

Die Küche ist das Zentrum des Hauses, das ist mein Revier, da koche ich alles Mögliche vom einfachen Steak bis zum Gästemenü auf Gourmetlevel. Die Räume sind hell und luftig, die Terrasse liegt südseitig, und der Garten ist auch nicht schlecht. Insgesamt hat das Haus 240 Quadratmeter. Nur das Bad war ein Kompromiss. Das hätten wir uns größer und heller gewünscht.

Was den Stil betrifft, ist das Haus durch und durch modern. Klare Kanten, nichts Verschnörkeltes, alles sehr stylish. Auch die Möbel sind eher schlicht und modern. Das meiste stammt noch aus unserer Kärntner Wohnung. Aber natürlich ist es noch nicht überall so wohnlich, wie wir gerne hätten. Hie und da sieht man noch, dass wir erst vor einem Jahr eingezogen sind und dass sich unsere Aufmerksamkeit bisher vor allem auf unser Radgeschäft konzentriert hat. Manche Ecken wirken noch etwas unfertig. Sobald die Hauptsaison vorbei ist, werden wir unser Augenmerk wieder aufs Haus richten. Dann werden wir einen Teppich kaufen, ein Bücherregal, ein paar Bilder, solche Sachen halt.

Es ist schön hier. Wir sind mitten im Grünen, und trotzdem ist alles da, was wir brauchen. Wenn nicht gerade Schnee liegt, fahre ich meist mit dem Rad oder mit dem E-Bike ins Geschäft. Zur Triester Straße sind's zwei Kilometer. Das dauert drei, vier Minuten. Schneller als 50 km/h darf ich ja nicht fahren. Mit dem Auto dauert's länger, weil ich dann mit der Kirche ums Kreuz fahren muss. Alles in allem macht mich das Leben glücklich. Ich habe eine Frau, eine gesunde Tochter, ein schönes Haus und ein gut funktionierendes Geschäft, das mich ausfüllt. Was will man mehr?

Wie's ausschaut, war's das mit dem Profi-Radrennsport für mich. Die Zeit war großartig, keine Frage, viele Erfolge, viel Freude, viele gute Plätze. Doch nach dem Dopingskandal 2008 war für mich klar, dass ich mit der Vergangenheit abschließen muss. Ohne leistungssteigernde Mittel kommt man im Profisport nicht weiter. Zumindest nicht im Radsport, und zumindest nicht, wenn man an der Spitze sein will. Bevor man schlafen geht, gibt man sich die Spritze. Das ist die Wahrheit. Die einen kommen durch, die anderen fliegen auf.

Aber natürlich ist die Verbindung zum Radsport noch da. Radfahren ist mein Leben. Das wird sich auch nicht ändern. Auf bestimmte Weise stehe ich immer noch in der Öffentlichkeit. Das ist gut, aber auch anstrengend. Wenn meine Frau Tatjana und ich am Abend nach Hause kommen, dann wollen wir abschalten und uns zurückziehen. Und vor allem wollen wir uns um unsere zweijährige Tochter Mariella kümmern. Bis auf wenige Ausnahmen gibt's bei uns im Haus eine strenge Regel, die lautet: Geschäft ist Geschäft, und privat ist privat. Daran halten wir uns auch." (DER STANDARD, 10./11.8.2013)