Huawei-Österreich-Chef Günter Haberler

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Als Newcomer will Huawei auch bei Smartphones in der Topliga mitspielen. Warum Österreich-Chef Günter Haberler Spionagevorwürfe gegen seinen chinesischen Arbeitgeber gelassen nimmt und was es mit schlechten Beratern auf sich hat, sagte er Karin Tzschentke.

STANDARD: Während die Geschäfte von Europas Netzwerkausrüster - etwa Alcatel-Lucent, Ericsson bis Siemens Networks schlecht laufen, melden Sie Umsatzsteigerungen von elf Prozent. Woran liegt das?

Haberler: Das müssen Sie unsere Konkurrenten fragen. Wir finden in China sehr gute Rahmenbedingungen vor, um Forschung und Entwicklung zu betreiben, und transportieren das auch nach Europa und haben uns so zum Technologieführer entwickelt. Das waren wir vor zehn Jahren nicht. Da waren wir technologisch hintennach und haben über den Preis versucht, in den Markt zu kommen.

STANDARD: Stichwort Kosten. Seitens der EU wird chinesischen Telekomausrüstern wie Huawei immer wieder vorgeworfen, sie arbeiteten mit Dumpingpreisen. Wie sehen Sie das?

Haberler: Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die europäischen Mitbewerber sich dagegen ausgesprochen haben, dass die EU hier regulative Maßnahmen gegen Huawei setzt. Das hat mehrere Gründe. Wir sehen ja in einzelnen Projekten, wo unsere europäischen Konkurrenten mit dem Preis liegen. Und da würde ich sagen, dass wir mittlerweile zu den Teilnehmern gehören, die in einem Preissegment angesiedelt sind, das auch über dem europäischen liegt. Von Dumping kann man hier nicht reden, das geht eher in die andere Richtung. Der zweite Effekt ist, dass europäische Ausrüster den riesigen chinesischen Markt nicht verlieren möchten.

STANDARD: Als chinesisches Unternehmen wird Huawei immer wieder mit Spionagevorwürfen konfrontiert - zuletzt von der CIA. Wie gehen Sie damit um?

Haberler: Recht entspannt. Es gibt keinen einzigen Nachweis. Es sind alles Vorwürfe, die immer wieder in den Raum gebracht werden, und es kommt nie was raus dabei. Wir sind bei 45 der weltweit 50 größten Netzbetreiber gut im Geschäft. Sie können sicher sein, dass diese Firmen sehr genau evaluieren, mit wem sie zusammenarbeiten. Wenn es einen Spionageanlass gebe, wären wir raus aus dem Geschäft.

STANDARD: Wie gefällt es Ihnen, dass jetzt herausgekommen ist, dass die USA in großem Umfang Ausspähaktionen betreiben. Ist das eine Genugtuung?

Haberler: Mir persönlich geht es nicht gut damit, wenn ich denke, dass meine Daten sehr intensiv ausgewertet werden. Es steht die Frage im Raum, inwieweit das rechtskonform ist, was hier passiert. Aber es steht uns nicht an, als Unternehmen hier ein Urteil zu fällen. Dafür gibt es Kontrollbehörden in den einzelnen Legislativen, die hier ein Urteil darüber fällen können.

STANDARD: Huawei vergibt viele Stipendien und kooperiert mit österreichischen Unis. Was ist das Ziel dieser Initiativen?

Haberler: Wir wollen Teil der österreichischen Gesellschaft und als ein Unternehmen verankert sein, das nicht nur in einem Export-Modus versucht, Geschäfte zu machen, und dann wieder geht. Wir sind hier, um hierzubleiben.

STANDARD: Wie hoch ist der Anteil der chinesischen Mitarbeiter in Österreich?

Haberler: Wir haben derzeit knapp 80 Mitarbeiter. Ein Drittel sind Chinesen, davon etliche, die schon jahrelang hier leben und lokal eingestellt wurden. Andere werden für Projekte vom Headquarter nach Österreich geschickt.

STANDARD: Huawei, von einem ehemaligen Offizier der Volksarmee 1988 gegründet, befindet sich den Angaben nach in der Hand der Mitarbeiter. Wie viele Anteilsscheine halten Sie?

Haberler: Noch keine. Bisher besitzen 70.000 chinesische Mitarbeiter von insgesamt 150.000 Mitarbeitern Anteilsscheine. Das Aktienprogramm wird jetzt aber auch für nichtchinesische Mitarbeiter erweitert. Firmengründer Ren Zhengfei hält übrigens einen Anteil von 1,39 Prozent am Konzern und ist damit größter Aktionär.

STANDARD: Netzausrüstung ist Ihr Stammgeschäft, bei Endgeräten stechen Sie mit Datensticks heraus. Seit 2011 bietet Huawei Mobiltelefone in Österreich und ist damit ein Spätstarter. Wie wollen Sie in diesem Segment reüssieren?

Haberler: Auch hier gehen wir wieder in Technologieführerschaft hinein. Wenn Sie etwa das Smartphone P6 nehmen, das dünnste Gerät, das es bisher gibt und demnächst in Österreich erhältlich sein wird, dann spielt das von Wertigkeit, Haptik und Technologie im Topbereich. Wenn ein Konzern mit unserer Forschungs- und Marketingpower dahintersteht, wird sich etwas bewegen. Wir sind kein Nischenplayer mehr.

STANDARD: Blick zurück: Vor einiger Zeit gab es ja Berichte über eine Lobbying- und Provisions-Vereinbarung zwischen Huawei und Peter Hocheggers zypriotischer Firma Astropolis. Es ging dabei um Aufträge für die Telekom Austria. Wie hat sich die Causa entwickelt?

Haberler: Das war vor meiner Zeit. Aber: Wir haben die Geschichte aufgearbeitet. Letztlich war es einfach Pech, wir hatten den falschen Berater. Ich weiß nicht, ob das sonst ein Unternehmen tut, einen Berater, der damals unter den Top drei war, danach zu durchleuchten, in welche Geschäfte er verwickelt sein könnte. (DER STANDARD, 9.8.2013)