Die einen jammern, weil nun das frauenverächtlichste Kleidungsstück von allen, die Burka, in einem positiven Zusammenhang erscheint, die anderen, weil das Symbol für die Tugendhaftigkeit der Frau durch eine TV-Cartoon-Serie entehrt wird: Den Kindern in Pakistan ist es egal, sie lieben ihre Jiya, auch die Buben. Jiya ist eine junge, hübsche, moderne Lehrerin ganz ohne islamische Accessoires, die sich in Burka Avenger in eine Batwoman mit schnittig sausenden Burkazipfeln und schwarzen Fingernägeln verwandelt, als eine Bande von Bösen das Land überzieht.

Der Ort des Geschehens ist der fiktive Ort Halwapur (etwa: Süßstadt), in dem Ashu mit ihrem Zwillingsbruder Immu und Mooli, dem besten Freund der beiden, sowie der Ziege Golu bis zum Einbruch der Bösen ihre unbeschwerte Kindheit erlebt. In der ersten Episode schließen die Bösen die Mädchenschule: Die gehören sowieso in die Küche. Die flammende Rede der Ashu soll durchaus Assoziationen zu Malala Yousafzai hervorrufen, der jungen Pakistanerin, die für ihr öffentliches Eintreten für Mädchenbildung beinahe mit dem Leben bezahlte (wobei die westliche Instrumentalisierung vor dem Attentat auch nicht unproblematisch ist). Jiya eilt mit ihren Waffen - Büchern und Stiften - zu Hilfe und obsiegt.

Der Politiker hat übrigens deshalb Interesse an der Schließung der Schule, weil er das Geld für deren Betrieb selbst einstecken will. Die Zeichentrickserie erlaubt sich also einen komplexen Ansatz: die Symbiose zwischen Kriminalität, fehlendem Rechtsstaat und radikalem Islamismus. Jede der bisher dreizehn Episoden hat eine aufklärerische Botschaft (Bildung, gegen Kinderarbeit, Aberglaube, Diskriminierung), die auch klar herausgearbeitet wird.

Der Erfinder und Promotor der Figur ist Haroon, der Popsänger Aaron Haroon Rashid (40), in London geborener Sohn eines pakistanischen Vaters und einer neuseeländischen Mutter. Er darf sich und seine Musik in der aufwändig gemachten Serie ausführlich bewerben, immerhin soll er gemeinsam mit einem anonymen Spender den größten Teil der Produktion selbst finanziert haben. Aber zweifellos ist das Ganze auch ein Riesengeschäft: vom iPhone-Spiel über die interaktive Website bis zu Videoclips und einem Musikalbum, an dem auch andere pakistanische Gesangstars mitwirken. Und die "Lady in black", wie Jiya in einem Song Haroons heißt, soll auch andere islamische Länder erobern. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 9.8.2013)