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Das abgebrannte Haus einer Roma-Familie in Tatarszentgyorgy.

Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

Budapest - In Budapest wurden am Dienstag erstinstanzliche Urteile im Prozess wegen einer Mordserie an ungarischen Roma verkündet. Die drei Hauptangeklagten, die Brüder Arpad und Istvan K. sowie Zsolt P., die 2008-2009 in Ungarn sechs Angehörigen der Roma-Minderheit aus "niedrigen Gründen" ermordet haben sollen, erhielten lebenslange Gefängnisstrafen. Die Regierung begrüßte die Urteile, für Aktivisten gehen sie nicht weit genug.

Ein Komplize der Täter, Istvan Cs., erhielt eine 13-jährige Freiheitsstrafe. Er hatte gestanden, bei den Taten als Fahrer gedient zu haben. Die sogenannte Todesbrigade ware am 21. August 2009 verhaftet worden. Die Männer, die aus der rechtsextremen Szene stammen, leugneten ihre Teilnahme an den Verbrechen.

Die Männer wurden wegen der Tötung von insgesamt sechs Menschen bei vier Attacken im Laufe mehrere Monate verurteilt, bei denen auch ein fünfjähriger Bub starb. Weitere fünf Menschen wurden schwer verletzt. Laut Anklageschrift gaben die Männer Dutzende Schüsse auf Roma ab und warfen Molotowcocktails auf Häuser von Angehörigen der Minderheit. Die Verteidiger der Verurteilten legten Berufung ein.

Die Regierung zeigte sich mit dem Urteil zufrieden. Zwar sei in dem komplexen Fall nicht die völlige Wahrheit nicht ans Tageslicht gelangt, aber die lebenslangen Haftstrafen "stärken meinen Glauben, dass rassistische Straftäter in Ungarn einem Urteil nicht entkommen", erklärte der für Minderheiten zuständige Minister Zoltan Balog. Er habe die Ermittlungen und auch die Familien der Opfer nach Kräften unterstützt.

Vor dem Gericht in Budapest demonstrierten mit T-Shirts mit Bildern der Opfern bekleidete Aktivisten. Sie kritisierten unter anderem, dass das Gericht die Taten nicht als rassistisch verurteilte. Artur Balogh, Leiter der Roma-Sektion der oppositionellen Sozialisten, kritisierte die schleppende Aufdeckung der brutalen Morde. Wie er der APA gegenüber betonte, hätten die Behörden immer wieder versucht, die Taten zu verschleiern. Polizisten hätten Spuren verwischt.

Die Urteilsverkündung fand vor großem Publikum statt. Die Kapazitäten des Gerichtssaals reichten für den Andrang nicht aus, es kam zu kleinen Tumulten. Augenzeugen sahen viele Roma im Publikum, aber auch Rechtsradikale, die ihre Gesinnung auf T-Shirts zur Schau stellten. (APA, 6.8.2013)