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Weil neue Aufträge ausbleiben, kündigt jedes sechste russische Unternehmen Mitarbeiter, berichtet der Industriellenverband. Das Wirtschaftswachstum könnte noch weiter zurückgehen.

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Hier wird nicht gegen die Kosten der Olympischen Winterspiele protestiert. Diese New Yorker echouffieren sich über den Plan Russlands, Anti-Homosexualitäts-Gesetze auch auf ausländische Sportler und Gäste der Spiele anzuwenden.

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Keine Trendwende in Sicht: Nach nur schwachen Wachstumsraten im ersten Halbjahr droht der russischen Wirtschaft nun die völlige Flaute. Experten und Unternehmer sind gleichermaßen skeptisch. Denn die russische Industrie tritt auf der Stelle. In einer Umfrage des Gaidar-Instituts klagen die Unternehmer vor allem über die fehlende Nachfrage. Der Selbsteinschätzung der Branche nach liegt die Nachfrage derzeit auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahr. Viele Betriebe mussten trotz steigender Tarife für Energie und Wasser die Preise senken. Ein Viertel aller Befragten klagte über sinkende Gewinne, nur 15 Prozent berichteten über einen Zuwachs.

Lahmer Handel

Schon im ersten Halbjahr verzeichnete die Industrieproduktion mit einem Plus von nur 0,1 Prozent lediglich statistisch einen Zuwachs. Auch der Handel zeigte zuletzt ungewohnte Schwächen. Viele Kleinunternehmer klagen über die seit Jahresbeginn drastisch gestiegenen Sozialausgaben, rund 300.000 Einzelunternehmer machten aus diesem Grund ihren Laden dicht.

Somit lag das Wirtschaftswachstum mit 1,7 Prozent deutlich unter den Erwartungen - obwohl sich der Ölpreis stabil bei über 100 Dollar pro Barrel bewegt. Das Wirtschaftsministerium hatte daher schon im Frühjahr die Wachstumsprognose für das Gesamtjahr auf 2,4 Prozent heruntergesetzt. Vizewirtschaftsminister Andrej Klepatsch räumte zuletzt ein, dass die Prognose möglicherweise noch einmal im August korrigiert werden müsse. Zugleich hatte der Beamte aber erklärt, der Juni sei der letzte Krisenmonat gewesen, in der zweiten Jahreshälfte werde es aufwärts gehen.

Investitionen aufgeschoben

Davon ist derzeit noch nichts zu spüren. Laut dem Unternehmer- und Industriellenverband RSPP ist der Geschäftsklima-Index im Juli negativ. 16 Prozent der Unternehmen berichteten über Entlassungen. Das ist ein Dreijahreshoch - und das, obwohl viele Firmen über einen Mangel an qualifiziertem Personal berichten. Gleichzeitig schieben die Unternehmen auch eigene Investitionen auf die lange Bank, um nicht "auf Lager" zu produzieren.

Eigentlich müsste der Staat nun ein ähnliches Konjunkturpaket wie während der Krise 2008/2009 auflegen. Allein es fehlt das Geld. Die Etatausgaben haben sich in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt, gleichzeitig liegt im Reservefonds derzeit nur noch halb so viel Geld (gut 60 Milliarden Euro) wie vor der letzten Krise.

Prestigeprojekte wie die Olympischen Spiele in Sotschi, der APEC-Gipfel in Wladiwostok und die Vorbereitung zur Fußball-WM 2018 haben tiefe Löcher in den Haushalt geschlagen. Der wirtschaftliche Effekt dieser Projekte ist allerdings laut Experten gering. (André Ballin aus Moskau, DER STANDARD, 5.8.2013)