Wien - Als Frau in eine Führungsposition zu kommen ist nach wie vor schwierig. Das hat sich auch durch die New Economy nicht geändert. Die Voraussetzungen dafür sind im Bereich E-Business und IT aber dennoch besser als in traditionellen Unternehmen. Dies war der Tenor einer sonst durchaus kontroversiellen Podiumsdiskussion der E-Business-Community am Donnerstag Abend im Wiener Haus der Musik zum Thema "Frauen im E-Business: Konzepte, Köpfe, Karrieren".

Sabine Fleischmann: "Wie Science Fiction"

"Ein Frauenanteil von 20 bis 25 Prozent bei Führungskräften im Management ist in den kommenden zehn Jahren erreichbar. Halbe-halbe werden wir mittelfristig aber höchstens in Science Fiction-Filmen sehen", zeigte sich Sabine Fleischmann, Managerin Service Bereich bei Microsoft, überzeugt. Solange man Familie und Frauenangelegenheiten als atomare Einheit betrachte, werde sich daran auch nichts ändern. Im Bereich E-Business gebe es zwar weniger alte, verkrustete Strukturen, dennoch´habe sie ein mangelndes Interesse vieler Frauen sowohl in informatiknahen wie auch bei Managementfunktionen festgestellt. "Für technisch orientierte Aufgaben lag und liegt der Anteil der Bewerberinnen bei rund zehn Prozent. Diese Nicht-Entwicklung erscheint mir befremdend und ungewöhnlich", erklärte Fleischmann.

Sabine Lintschinger: "Weltbild der Patriarchen-Generation"

Große Hoffnungen auf eine Veränderung seien in den neunziger-Jahren in die New Economy gesetzt worden, "erfüllt haben sie sich aber nicht", ist sich Sabine Lintschinger, freie Journalistin und Autorin, sicher. Die Verantwortung für die aktuelle Situation liege beim "Weltbild der Patriarchen-Generation": "Im E-Business sind Frauen in Österreich derzeit vor allem im Webdesign, Marketing und im administrativen Bereich tätig, während Männer die gut bezahlten Jobs in der Führungsetage und als Programmierer besetzen", sagte Lintschinger. "Die kommunikativen Fähigkeiten und die hohe soziale Kompetenz von Frauen" würden zwar nachgefragt, am Gehaltszettel zeige sich diese "unbezahlte Zusatzqualifikation" aber nicht. Abhilfe schaffen könnte die Umsetzung von zeitgemäßen Modellen und Zugängen: Väter in Karenz, Jobsharing in Top-Positionen, attraktive Teilzeitjobs für Eltern blieben allerdings vorerst Wunschdenken.

Karin Pröll: "Risikoscheu"

"Viele Frauen wollen die Flexibilität, die von der Branche verlangt wird, nicht erbringen. Sie scheuen das Risiko, sind sicherheitsorientiert und technikfeindlich, trauen sich weniger zu, stellen weniger Ansprüche", ist Karin Pröll, Studiengangsleiterin des Instituts für Bio-Informatik an der Fachhochschule Hagenberg, überzeugt. Das liege aber vor allem am Umfeld und zeige sich auch bei der Ausbildung. "Läuft ein Lehrgang unter dem Titel Software Engineering, ist er für Frauen uninteressant, beim Thema Computer basiertes Lernen ist der Andrang relativ groß - obwohl der Informatik-Anteil der Ausbildung gleich hoch ist", so Pröll. Die Zukunft sehe für Frauen in diesem Bereich nur dann gut aus, wenn das Umfeld und die Koordinaten so seien, wie es sich die Frauen wünschten.

Manuela Vollmann setzt auf Qualifikation

"Qualifikation ist der Schlüssel zum Erfolg für Frauen und Wirtschaft. Wieso die Unternehmen auf dieses Potenzial verzichten, weiß ich nicht", erklärte Manuela Vollmann, Geschäftsführerin des abzwien, das seit 1995 Fort- und Weiterbildung im IT-Bereich im Programm hat. Denn letztlich seien Chancen für Frauen auch Chancen für die Wirtschaft. Ein Problem bestehe darin, dass Frauen bei Bewerbungen ihre persönlichen Fähigkeiten nicht so überzogen präsentierten wie Männer. "Erst wenn eine Frau überzeugt ist, etwas wirklich gut zu können, wird sie das auch so darstellen. Diese Situation wird zu wenig berücksichtigt", ist sich Vollmann sicher.

Gerlind Hinterleitner: Fehlen weiblicher Vorbilder

Gerlinde Hinterleitner, Vorstand Bronner Online AG (derStandard.at/ dieStandard.at), ortet das Dilemma - historisch betrachtet - im Fehlen von weiblichen Vorbildern: "Wer hat schon eine Oma oder Nachbarin, die einen technischen Beruf hat oder gehabt hat?" Man lerne schließlich durch Nachahmung. Die Technikfeindlichkeit der Frauen sei zwar ein Mythos, Rollenmuster würden aber nach wie vor weiter getragen. Zudem fehle Frauen die Zeit und die Lust, um sich mit der Technik zu spielen und sich schon durch den spielerischen Umgang Kompetenz anzueignen. Der Lustgewinn sei bei Männern viel größer, das liege an der Erziehung. "Wird eine neue Digital-Kamera gekauft, verbringt der Mann damit Stunden, während sich die Frau überlegt, was sie am Wochenende kochen soll", so Hinterleitner.

Ingrid Vogl: "Technik als Machtinstrument"

"Situative technische Ungeschicklichkeit tritt auch bei IT-geschulten Männern auf. Zum Beispiel beim Programmieren der Waschmaschine oder dem Einstellen des Bügeleisens - Bequemlichkeit siegt eben", schilderte Ingrid Vogl, Konzernkommunikation Wiener Stadtwerke. Technik werde aber auch als Machtinstrument benutzt: Durch hochtechnische Sprache schließe man andere Gruppen aus. "Nach meinen Erfahrungen wird von Männern nach wie vor vorrangig nach dem technischen Rolls Royce gesucht, und erst dann schaut man(n), ob es dafür auch Tankstellen, LenkerInnen und FahrerInnen gibt; sprich Technik geht vor Nutzersicht. Frauen denken an Einsatzmöglichkeiten, weniger an technische Spielereien", erklärte Vogl weiter. (red)