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Sollte die 48 Stunden-DVD auf den Markt kommen, werden die Silberling-Müllberge anwachsen, befürchten Kritiker

Foto: APA/dpa/Jens Büttner
Tokio - Für Freunde gemütlicher Videoabende könnte es bald noch entspannter zugehen: Kein lästiger Marsch mit der DVD zum Videoverleih, keine Strafgebühren für Verspätungen - stattdessen ein gezielter Wurf mit dem Silberling Richtung Mülleimer. Was bei Videoverleihern in aller Welt den Angstschweiß ausbrechen lässt, ist die Erfindung einer New Yorker Firma: Eine DVD, die sich nach 48 Stunden selbst zerstört und die ohne großen Aufwand in der heimischen Mülltonne entsorgt werden kann. Trotz heftiger Kritik von Umweltschützern soll das neuartige Wegwerfprodukt im August in den USA auf den Markt kommen.

Zwischen vier und sechs Dollar (3,48 bis 5,22 Euro) soll die so genannte "EZ-D" von Flexplay Technologies kosten. Voraussichtlich wird sie in Supermärkten und Kaufhäusern erhältlich sein. Lange hält die Freude am Kauf jedoch nicht an: Wird die DVD 48 Stunden lang der Luft ausgesetzt, verwandelt sich die leuchtend rote EZ-D in eine tote schwarze Scheibe.

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Flexplay Technologies glaubt dennoch an den Erfolg der Wegwerf-DVD. Man wolle den Kunden schließlich von dem bisherigen "als lästig empfundenen" Leihvorgang befreien, erklärt die Firma. Auch Walt Disney unterstütze das Projekt. Den Anfang sollen der Spionage-Thriller "The Recruit" und das Drama "25 Stunden" machen. In welchem US-Bundesstaat der Pilotversuch starten soll, hält Flexplay noch streng geheim.

Konnten sich deutsche Umweltschützer gerade noch über das Dosenpfand freuen, steht ihnen mit der Einweg-DVD womöglich das nächste Ärgernis ins Haus. Das patentierte Spezialplastik für EZ-D stellt der US-Mischkonzern General Electric her. Kritiker werfen ihm vor, zum bereits gigantischen Berg von DVD- und CD-Müll beizutragen.

Bedenken

Zudem enthalte das verwendete Plastik neben Phosgenen, die im Ersten Weltkrieg zum Bau von Chemiewaffen verwendet wurden, auch Bisphenol A, das im Verdacht steht, Krebs erregend zu sein, sagt Greenpeace-Wissenschaftlerin Ruth Stringer. Sie warnt vor den steigenden Abfällen und der Verschmutzung, die bei der Produktion jeder einzelnen DVD entstünden.

Erik van de Grampel von der Plastiksparte von General Electric weist die Vorwürfe zurück: Man habe die DVD so konstruiert, dass die besagten Stoffe die Kunden nicht gefährdeten. Zudem habe Flexplay eine Firma in Washington mit dem Recyceln der Silberlinge beauftragt. Besonders umweltbewusste Filmfans können die DVD nach dem Gebrauch zur Wiederverwertung einschicken.

Das sei doch immer noch billiger als die Autofahrt zu einem Videoverleih, unterstreicht David Geschen von der Recyclingfirma Greendisk. Aber auch er weiß, dass Mülleimer oft schneller zur Hand sind als Briefkästen. Trotzdem gibt er sich optimistisch: "Umfragen haben ergeben, dass die Leute sich umweltgerecht verhalten wollen. Und wenn man ihnen die Möglichkeit dazu gibt, werden sie es auch tun", ist er überzeugt. (APA)