Bundeskanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann demonstriert in Wien-Donaustadt seine Fühlungnahme mit Bürgern. Deren Wünsche an die Zukunft, etwa mehr Chancen für Frauen, mehr Väter in Karenz und tägliche Turnstunde, finden sich im roten Wahlprogramm. 

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Wien – In der brütenden Hitze der Meta-Hall in Wien-Donaustadt präsentierte die SPÖ am Freitagabend jene zehn Punkte, die im Dialog mit den Bürgern "auf der Straße" erarbeitet wurden und jetzt Eingang ins Wahlprogramm finden. "Die SPÖ ist eine Partei zum Angreifen", sagt ihr Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos. "Wir reden nicht über Bürgerkontakt, wir sind mit den Bürgern in Kontakt." Nach Angaben aus der SPÖ haben sich 10.000 Bürger an dem Entscheidungsfindungsprozess beteiligt, in allen 39 Wahlkreisen wurden Bürgerversammlungen abgehalten. Viel Neues ist dabei nicht herausgekommen, in erster Linie holte sich die SPÖ damit Rückenwind für ihre bekannten Themen in den Bereichen Bildung, Pflege und Pensionen. Das Thema Gerechtigkeit bleibt weiterhin auf der Agenda der SPÖ. Unter den zehn Projekten finden sich "Bessere Chancen für Frauen in der Arbeitswelt", "Mehr Väter in Karenz" oder die "Tägliche Turnstunde". 

Kanzler und SPÖ-Chef Werner Faymann wies in einer kurzen Rede darauf hin, dass das Wahlprogramm nicht mit Wahlzuckerln verwechselt werden dürfe, das sei lediglich "eine Richtung, eine Wertehaltung", von der man hoffe möglichst viel umsetzen zu können. Faymann sprach sich gegen die Ellbogengesellschaft aus und hielt einmal mehr die Gerechtigkeit hoch: Um die herzustellen, benötige man "mehr Beitrag von jenen, die haben".

Anschließend an das Bürger­forum tritt am Samstag der Bundesparteirat der SPÖ zusammen, der das gesamte Wahlprogramm und die Kandidaten für die Bundesliste beschließt. Dieser Parteirat besteht aus etwa 250 Leuten aus allen Ebenen der Parteistruktur (siehe "Wissen").

Auf Platz eins der Bundesliste steht wenig überraschend Werner Faymann, der am Samstagabend dann gleich auch im parteieigenen Gartenhotel Altmannsdorf Hof hält: Das alljährliche "Kanzlerfest", wie das Sommerfest der SPÖ genannt wird, ist der inoffizielle Auftakt für den Wahlkampf. In lockerer Atmosphäre sprechen sich die Funktionäre Mut und Motivation zu. Offiziell wird der rote Wahlkampf erst mit einer Großveranstaltung der Partei am 29. August in Wien eröffnet. (Michael Völker, DER STANDARD, 3.8.2013)