Blogger verpassten Mona Lisa einen luftigen Kurzhaarschnitt.

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Andere zeigen, wie man die Straßen zum Kochen nutzen kann. Schanghai erlebte den heißesten Juli in 140 Jahren.

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Chinas Blogger kochen und schlagen Alarm: Der Louvre vergreift sich am Weltkulturerbe. Es hat seine Mona Lisa geschoren. Pekings Internetportal Baidu enthüllte zum Beweis Aufnahmen des weltberühmten Gemäldes, auf dem die Dame plötzlich Kurzhaarschnitt trägt.

Verantwortlich für den Frevel sind jedoch Chinas Mikroblogger mit Fotoshop-Montagen: "Mona Lisa ist es einfach zu heiß. Wir haben ihr eine Sommerfrisur verpasst." Hilft Lachen gegen die Hitze? Chinesen meinen Ja und entfachten im Internet eine frische Brise an Witzen gegen die Sommerglut, die über einem Drittel ihres Landes brütet.

Alarm in neun Provinzen

Etwa den: "Was ist der Unterschied zwischen uns und gegrilltem Fleisch? Wir Chinesen sind nicht gewürzt." Der Grund? 50 Großstädte in Zentral- und Ostchina melden noch nie gemessene Rekordtemperaturen um 40 Grad. Bis Mitte August werde es nicht besser, warnen die Meteorologen. Sie gaben erstmals Hitzealarm für neun Provinzen aus. Die dadurch verursachte Dürre werde unmittelbar zu einer knappen Trinkwasserversorgung für zwei Millionen Menschen in der südwestchinesischen Provinz Guizhou führen.

Asphalt als Herdplatte

Der Asphalt der Straßen "ist meine Küche. Da kann ich alles drauf braten", witzelt ein Blogger. Er rät aber Möchtegern-Betrügern, zu Hause zu bleiben: Für alle, die sich vor anrollende Autos werfen, um einen Unfall zu simulieren, seien es "denkbar schlechte Zeiten. Sie werden nur mit Verbrennungen dritten Grades gleich wieder aufspringen." Auf Suchworte wie "Es ist zu heiß" zeigte das Webportal Sinacom bis Donnerstag bereits sechs Millionen Beiträge an.

Die meisten erfrischend unzensiert: Denn die Blogger heizen einmal nicht Parteibonzen mit ihrem Spott ein, sondern nehmen den Sommer aufs Korn. Ihr Flehen "Houyi, schieß bitte auch die Zehnte ab" ist zum Online-Bonmot geworden. Es spielt auf Chinas Fabel über den mythischen Bo­genschützen Houyi an. Er schoss in uralten Zeiten neun der zehn Sonnen am Firmament ab und schuf das heutige Himmelsge­wölbe.

Viele der Witze sind schwer übersetzbar, weil sie mit mehrdeutigen Schriftzeichen spielen. Etwa mit dem Wort "Shou", das "eng vertraut sein" bedeutet. Im Zusammenhang mit Essen meint es aber "gar oder durchgekocht". So frohlockt ein Blogger: "Die Hitze hat ihr Gutes. Endlich traue ich den Fremden: Für mich sind sie 'shou-ren' (vertraute Personen). Und wenn nicht, sind sie auf jeden Fall 'gut durchgebacken'."

Dürre und Hitzetote

Der Temperaturrekord hat ne­ben der humorigen Seite vor allem tragische Auswirkungen: Mehr als 30 Menschen starben in den vergangenen Tagen an Hitzschlag. Ein Drittel des Landes ist betroffen. Durch schwere Dürre wird ein großer Teil der Ernte beschädigt, Millionen von Bauern sind betroffen. Abkühlung ist vorerst nicht in Sicht. (Johnny Erling aus Peking, DER STANDARD, 3./4.8.2013)