An die 100 Raststätten säumen Österreichs Autobahnen, kein anderes Land in Europa hat ein dichteres Netz. 19 heißen auf den Namen Rosenberger.

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Melinda und Kris Rosenberger werden das Unternehmen künftig beraten.

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Wien - Frühlingsrollen gebe es bei Rosenberger künftig keine. Und er selbst werde nicht öfter auf Rallye-Strecken unterwegs sein als bisher. Das stellt Kris Rosenberger sofort einmal klar. Der Ex-Rennfahrer führte nach dem frühen Tod seines Vaters 14 Jahre lang die Geschicke des familieneigenen Raststättenimperiums. Die Hälfte davon ging 2003 an Cousin Wolfgang Rosenberger, der heute 15 Standorte unter der Marke Landzeit betreibt. Die verbliebenen 19 Restaurants verkaufte er nun an zwei chinesische Familien. Diese seien weder Heuschrecken noch sonstige ominöse Investoren, sagt er im Gespräch mit dem Standard. "Sie kommen aus unserem Bekanntenkreis, haben gute Absichten. Es ist für alle die vernünftigste Lösung."

Autobahnrestaurants erforderten hohe Infrastrukturinvestitionen, die Umsätze seien kaum abzuschätzen. "Es braucht Bankenpartner. Man tut sich heute als Familienbetrieb schwer, die Finanzmittel aufzubringen, will auch privates Risiko reduzieren. Der Verkauf war ein notwendiger Schritt."

Gewinnzone verlassen

Dass dafür wie kolportiert rund 20 Millionen Euro bezahlt worden sind, sei an den Haaren herbeigezogen, sagt Rosenberger. Die Verbindlichkeiten von 18 Millionen gehörten in einem anderen Licht gesehen: "Wir haben zuletzt drei neue Häuser eröffnet, die jeweils an die 25 Millionen Euro kosten." Natürlich erhöhe das auf dem Papier die Schulden bei den Banken.

Rosenberger, der für das Unternehmen mit seiner Schwester beratend tätig bleiben wird, erwartet nach zwei harten Jahren für 2014 die Rückkehr in die Gewinnzone. Für die 800 Mitarbeiter, die rund 40 Millionen Euro umsetzen, werde sich unter chinesischem Dach wenig ändern, verspricht er.

Familiäre Konkurrenz expandiert

Der Verkauf sei für ihn überraschend passiert, er wünschte, dass es anders gekommen wäre, und sehe es mit Wehmut, sagt Landzeit-Chef Wolfgang Rosenberger, der mit seinem Cousin keine geschäftliche Beziehung pflegt. Er selbst sei Gastronom mit Leib und Seele und denke nicht daran, Investoren hereinzulassen. Landzeit baue gerade den 16. Standort und werde in naher Zukunft über die Grenze nach Westeuropa expandieren.

Er setze 50 Millionen Euro um und erziele Gewinne, sagt Rosenberger. Bis sich Häuser rechneten, müsse man finanziell aber bis zu sechs Jahre durchhalten können. Die Bilanzen gehörten den Banken jedes Quartal detailliert erläutert.

"Respekt vor der Familie"

Er habe Respekt vor der Familie, sagt Anton Kothmiller, der unter der Marke Oldtimer vier Raststätten führt. Man müsse auch die Größe haben, rechtzeitig, bevor es finanziell zu eng werde, zu gehen, um nicht das Unternehmen zu gefährden. Er selbst hätte für Rosenberger 40 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. "Leider wurde ich als Mitbewerber nicht gefragt."

An die 100 Raststätten säumen Österreichs Autobahnen, kein anderes Land in Europa hat ein dichteres Netz. Auch Italiens Autogrill und die Schweizer Mövenpick kochen auf. Viel Geld liegt freilich nicht mehr auf der Straße. Lange Öffnungszeiten machen den Personalaufwand hoch, voll ausgelastet sind die Restaurantburgen nur wenige Tage im Jahr. Und teurer Sprit lässt viele Autofahrer beim Büffet entlang der Straße sparen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 2.8.2013)