Das Stoffdach-Cabrio hat wieder Saison: Opel setzt auf Textil und wertige Materialien. Der neue Sympathieträger samt 140-PS-Turbo im Test

Kaum macht man auf einem Parkplatz das Dach auf, schon kracht einem hinten einer rein. So könnte dieser zeitlich verkürzte Testbericht beginnen. Dieses Malheur ereignete sich aber nicht etwa, weil die Kollideuse vor lauter Hingucken aufs Bremsen vergessen hätte, sondern weil sie schlichtweg gar keinen Blick riskierte, speziell den nicht in den Rückspiegel. Nun gut.

Foto: Der Standard/Stockinger

Das Kaltverformungsverfahren reduzierte am Stoßfänger hinten rechts zwar die Perfektion der Form, nicht jedoch den Spaß am Cascada, seines Zeichens eines der stimmigsten Cabrios der Saison. Ein echter Sympathieträger. Und bei Cabrios trägt Sympathie bekanntlich Textil.

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Damit wären wir auch schon bei einer der großen Änderungen gegenüber dem Vorgänger, dem Astra Twintop: Wo dieser sich der damaligen Mode des versenkbaren Blechdachs verschrieben (und unter selbigem eine der stilistisch überzeugendsten Lösungen gefunden) hatte, rudert Opel beim Cascada wieder zurück und spendiert ihm ein klassisches Stoffverdeck. Das gibt nicht nur den Designern viel mehr Freiraum, sondern wiegt auch gleich weniger.

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Die andere Auffälligkeit betrifft die Dimensionen. Gegenüber dem Twintop hat der Cascada (außer beim Verbrauch) allüberall zugelegt: Aus 4,48 m Länge wurden 4,69 - mit entsprechend positiven Auswirkungen auf die Platzverhältnisse für die Insassen (und negativen bei der Parkplatzsuche).

Foto: Opel

Und statt 205 Litern Kofferraum bei versenktem Dach gibt's jetzt 280.

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Ja, und dann wäre noch festzuhalten, dass der Cascada sich eine ganze Stufe höher positioniert. Das merkt man schon am Gurtbringer. Nein, das ist kein Dienstleister, der einem vor dem Start fürsorglich den Sicherheitsgurt anlegt, sondern eine nette Spielerei, die es erübrigt, dass man sich beim Griff nach hinten verrenken müsste. War früher reine Oberklasse-Spielerei, Mercedes hatte damit angefangen.

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So ein Detail deutet in Richtung Komfort, und das tut der Cascada generell. Bequemes Gestühl wäre hier noch zu erwähnen, die Fahrwerksauslegung auch - was nicht zu verwechseln ist mit weich und schwammig, sondern einfach eine angenehme, solide, auf Reisekomfort getrimmte Federung, die sich per Dämpferregelung dreistufig anwählen lässt: Tour, Standard und Sport.

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Aufgrund der Fortschritte im Karosseriebau hat man auch nicht den Eindruck, das Ding würde sich groß verwinden, wie das früher bei Cabrios generell der Fall war.

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Bei der Materialanmutung werden geschickt Peinlich- und Billigkeit umschifft, das Bedienkonzept kennt man aus anderen Opels, vielleicht gibt's da ein bisserl viel Knopferln und Tasten, es ist aber alles recht logisch gegliedert.

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Und weil oben der Verbrauch erwähnt wurde: Dem 1,8- mit 140 PS im Astra Twintop folgt im Cascada ein 1,4-Liter-Turbo mit gleicher Leistung, allerdings schluckt der im Normtest statt einstiger 7,8 nur mehr 6,3 l / 100 km. Ein an sich recht lustiger Downsizing-Motor, der nur bei höheren Tempi zunehmend zäh wirkt.

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War noch was? Ach ja, die Öffnungszeiten. Richten sich nicht nach Gewerberecht, sondern nach Lust und (guter) Laune. Per Knopfdruck ist das Dach in 17 Sekunden offen. Dann wird's himmlisch. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 2.8.2013)

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Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

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