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Montag beginnt Veit Dengler beim Konzern der "Neuen Zürcher Zeitung". Im Oktober löst der 44-Jährige den bisherigen Konzernboss Albert P. Stäheli als CEO ab. 

Foto: APA/KEYSTONE/NZZ-MEDIENGRUPPE

Ein Österreicher als Konzernboss der Schweizer Qualitätszeitung? Der beim Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, dem Beratungsriesen McKinsey, bei Dell, T-Mobile und beim Rabattportal Groupon gearbeitet hat? Der sich selbst 2012 einen "gewissen Mangel an Sesshaftigkeit" attestierte, kurz bevor er sich mit Groupon nach einem halben Jahr überwarf?

Nicht deshalb begrüßten die Schweizer Konkurrenzmedien Veit Dengler nach seiner Bestellung zum CEO des Konzerns um die "Neue Zürcher Zeitung" im Juni mit einiger Häme. Die rechtskonservative "Weltwoche", auch der "Tages-Anzeiger" warfen dem 44-Jährigen vor, er habe seinen Lebenslauf wohl für den Traditionsverlag auf Old Media getrimmt. 1987 (da wurde er 19) bis 1990 habe er "als Journalist für Time Magazine gearbeitet"- die Medien: "seine erste Liebe". Dengler recherchierte, nach der Kennedy School of Government in Harvard, neben dem Wirtschaftsstudium in Wien für das örtliche Time-Büro Osteuropathemen, 1989 werkte er einige Monate bei Time in New York mit.

2013 wurde es offenkundig wieder Zeit für sogenannte alte Medien. Auch wenn er erst im Herbst 2012 mit Neos eine Partei gegründet hatte, für die er bei der Nationalratswahl in diesem September antreten wollte, gar über Chancen einer Regierungsbeteiligung dachte er nach.

Erst klopften die Headhunter der Styria Media Group ("Kleine Zeitung", "Die Presse") an, die einen Vorstandschef suchte. Für einen Grazer eine Art Heimspiel, wiewohl er mit seiner Diplomatenfamilie auch in Finnland und Ungarn aufgewachsen ist. Da winkte Dengler noch ab, ganz abgesehen von der katholisch-konservativen Prägung der Styria. Da passt Neos doch weit besser zur - traditionell freisinnigen - Neuen Zürcher. Und seit Groupon wohnt Dengler mit seiner Frau und vier Kindern im Zollikon, "Goldküste" des Zürichsees.

Sein Auftrag ab Montag im Dienst, ab Oktober als CEO: die NZZ Mediengruppe "in eine digitale Zukunft führen". Noch lebt sie stark von ihren Regionalzeitungen, Druckereien und der gedruckten NZZ. Neue Einnahmen soll Dengler suchen, wohl die Verwaltung effizienter machen. Die Redaktionen werden gewiss auch hier bald mehr von einer Contentfabrik hören, die ihre Inhalte auf verschiedensten Plattformen ausspielt. Zweiflern an der Medienzukunft kann Dengler von der Musikbranche erzählen. Die fasst nach schwerer Krise wieder Fuß, soll Dengler in letzter Zeit gern betonen. (Harald Fidler, DER STANDARD, 2.8.2013)