Gold für Herbert Gabauer bei der Berufsweltmeisterschaft in Leipzig.

Foto: WKÖ/SkillsAustria

Die Aufgabe: Vor den Augen der Zuseher ein Bad zu machen.

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"Genauigkeit, Sauberkeit und Kompetenz" sind in dem Beruf entscheidend, sagt Gabauer.

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Vom Gewinn eines Lehrlingswettbewerbs über Siege bei den Landes- und Staatsmeisterschaften bis zur Goldenen bei den Worldskills-Berufsweltmeisterschaften in Leipzig. Ein rasanter Aufstieg, den Herbert Gabauer innerhalb eines Jahres hingelegt hat. Der 21-jährige Installateur gehört zu den fünf Österreichern, die im Juli die höchste Auszeichnung für Nachwuchsfachkräfte errungen haben. Im Interview mit derStandard.at spricht der Oberösterreicher über den Stellenwert des Titels, seine beruflichen Ziele und was einen guten Installateur ausmacht.

derStandard.at: Sie sind Berufsweltmeister. Was bedeutet Ihnen der Titel?

Gabauer: Es war eine unglaubliche Erfahrung, die man sicher nur einmal im Leben macht. Das gesamte Umfeld dort und das Training davor, das sind tolle Erlebnisse, die bleiben.

derStandard.at: Geht es dabei nur um Ruhm und Ehre? Preisgeld gibt es ja keines.

Gabauer: Ja, das stimmt. Und auch um die Erfahrung, dass man dort so viele Leute kennenlernt – aus vielen verschiedenen Ländern.

derStandard.at: Wie haben Sie sich auf den Wettbewerb vorbereitet?

Gabauer: Angefangen hat es vor ca. einem Jahr mit den Landesmeisterschaften. Die Vorbereitungen auf die Vorausscheidungen sind schon Teil des Trainings, obwohl die Aufgabe in Leipzig eine andere war. Alleine durch das Training ist man ständig am Arbeiten und in dem Wettbewerbsfieber. Das direkte Training für Leipzig hat in der Berufsschule stattgefunden und in etwa ein Monat gedauert. Zusätzlich habe ich unzählige Stunden zu Hause mit dem Projekt verbracht. Wir mussten nämlich vorher einen Plan vom Bad zeichnen, das wir dann als Aufgabe gestellt bekamen. Diese Stunden kann man nicht zählen.

derStandard.at: Ist sich das so locker neben dem Job ausgegangen?

Gabauer: Zu dieser Zeit war ich gerade beim Bundesheer und wurde zum Glück oft freigestellt. Sonst hätte ich alles abends, also neben dem Job, machen müssen.

derStandard.at: Mit welchem Ziel vor Augen sind Sie nach Leipzig gefahren? Eine Medaille zu gewinnen?

Gabauer: Man macht sich schon Hoffnungen, klar. Die Erwartungshaltung ist groß, der Druck ist da.

derStandard.at: Druck, den man sich selbst auferlegt oder Druck, der vom Umfeld kommt?

Gabauer: Sicher auch vom Umfeld. Jeder, der dir frei gibt, damit du üben kannst, erwartet dann natürlich was von dir.

derStandard.at: Wie war die Aufgabenstellung beim Wettbewerb?

Gabauer: Wir mussten ein komplettes Bad machen. Mit Dusche, Badewanne, WC und Heizkörper. Auf Trockenbauweise. Wir hatten eine Montagestell zum Reinstellen, da mussten wir die gesamte Verrohrung durchführen. Das wurde beplankt, anschließend kamen die Einrichtungsgegenstände drauf. Zuvor mussten wir noch den kompletten Plan für das Bad zeichnen, etwa mit der Raumaufteilung. Das wurde auch bewertet.

derStandard.at: Das heißt, dass jeder seinen eigenen Plan gezeichnet hat, um den dann vor Ort umzusetzen?

Gabauer: Im Prinzip ja, jeder hat sein eigenes Badezimmer gemacht. Vorgegeben waren nur der Grundriss und die Einrichtungsgegenstände.

derStandard.at: Wie genau haben Sie gewusst, was Sie erwartet?

Gabauer: Im Vorfeld hatten wir ein Testprojekt, damit wir uns zum Beispiel mit den Materialien vertraut machen konnten. Allerdings wurde das beim Wettbewerb wieder komplett geändert. Etwa der Grundriss und die Leitungsführungen.

derStandard.at: Nach welchen Kriterien wurde das Werk bewertet?

Gabauer: Zum Beispiel nach dem Plan, ob der mit dem Werk zusammenpasst. Dann wurde die Leitungsführung mit der Wasserwaage getestet, eine Rolle spielen auch Maßgenauigkeit der Anschlüsse und Sauberkeit. Bewertet wurde auch der Arbeitsplatz. Ob eine Ordnung oder ein Saustall herrscht.

derStandard.at: Wie lange hatten Sie Zeit?

Gabauer: Insgesamt waren es 16 Stunden, auf zweieinhalb Tage verteilt. Je früher man fertig war, desto besser war es. Sonst gab es einen Punkteabzug.

derStandard.at: Stört es, wenn einem das Publikum so genau auf die Finger schaut?

Gabauer: Der Arbeitsbereich ist mit einem Band abgesperrt, aber die Zuseher sind auf einen halben Meter dabei am Geschehen. Ich habe mich so auf mein Werkstück konzentriert, dass ich das komplett ausblenden konnte.

derStandard.at: Ist die Goldmedaille ein Türöffner? Profitieren Sie beruflich?

Gabauer: Schwer zu sagen, geändert hat sich noch nichts. Ich arbeite so weiter wie vorher. Sollte ich auf der Suche nach einer neuen Arbeit sein, wäre die Auszeichnung wahrscheinlich hilfreich. Arbeitgeber sehen so, dass man gut und zielstrebig arbeiten kann.

derStandard.at: Wie sind Sie zu dem Beruf gekommen?

Gabauer: Nach einer Schnupperlehre habe ich mich dafür entschieden.

derStandard.at: Also kein Berufswunsch, den Sie von klein auf hatten?

Gabauer: Nein, der Job hat sich einfach ergeben.

derStandard.at: Welche Fähigkeiten bracht man für Ihren Job?

Gabauer: Mit Leuten sollte man gut umgehen können, der Kundenkontakt ist ein wichtiger Teil des Jobs. Das muss einem liegen. Beim Arbeiten selbst zählen Genauigkeit, Sauberkeit und Kompetenz.

derStandard.at: Wie sehen Ihre weiteren beruflichen Ziele aus?

Gabauer: Das nächste Projekt ist die Meisterprüfung. Der Kurs beginnt im Winter. Dann werden wir sehen. Und neben der Arbeit mache ich gerade Lehre mit Matura.

derStandard.at: Ist der Gang in die Selbstständigkeit eine Option für Sie?

Gabauer: Keine Ahnung, das steht noch in den Sternen.

derStandard.at: Was nervt Sie am Beruf?

Gabauer: Natürlich gibt es Tage, an denen es nicht rund läuft, aber eigentlich gibt es nichts Schlechtes.

derStandard.at: Sind nervige Kunden mit schwer erfüllbaren Extrawünschen ein Problem?

Gabauer: Man muss einfach auf deren Bedürfnisse eingehen. Miteinander schaffen wir das. (omark, derStandard.at, 14.8.2013)