Ein Hausmeister (Suzanne Andrade) sucht das Weite.

Foto: 1927

Salzburg - Im Stück The Animals and Children Took to the Streets kehrt ein Hausmeister Staub. Deswegen muss das Festspielpublikum im Veranstaltungssaal des Republic aber nicht um seine Abendgarderobe fürchten. Denn während die Schauspielerin (auch Regie und Stücktext: Suzanne Andrade) den Besen bewegt, erhebt sich die dazugehörige Staubwolke lediglich auf der Leinwand. Ein vorzüglicher Effekt, der nur bei exakter Synchronizität gelingt. Die Gruppe 1927 aus London beherrscht sie; sie hat mit dem Stück soeben den Nachwuchsregiewettbewerb der Salzburger Festspiele, dem Sponsor Montblanc zuliebe englisch "Young Directors Project" benannt, eröffnet.

Das Verschränken von Film- und Bühnenrealität ist längst eine elaborierte Theatertechnik, die jeweils neue Erzählweisen ermöglicht. Die Gruppe Forced Entertainment etwa entwarf eine Horrorgeschichte als bewegte und live eingesprochene Graphic Novel (Void Story), bei den Wiener Festwochen überzeugte jüngst die brasilianische Regisseurin Christiane Jatahy mit einer aus Filmprojektionen generierten Strindberg-Adaption (Julia).

Die Gruppe 1927, der englischen Kabarettszene entwachsen, ist ganz der Stummfilmästhetik verpflichtet - Buster Keaton lässt grüßen: Die Darstellerinnen (drei an der Zahl) integrieren sich mit ihren bleich geschminkten Gesichtern mechanisch perfekt in die auf ein Leinwandtriptychon projizierte, vergilbte Welt eines Elendsviertels. Sie lugen mit großen Augen aus Wohnungsfenstern oder spannen den Schirm auf unter herabfallenden Zeichentrick-Regentropfen.

Hier, in der Red Herring Street, wo die Kakerlaken aufrecht gehen, wagen Kinder den Ausbruch, weg aus der Gosse, doch der Plan misslingt, das soziale Gefälle bleibt. Das böse Märchen voller schwarzem Humor ist insgesamt schön anzuschauen, auch wenn man von Nachwuchstheatermachern eine weniger putzige (ganz den 1920er-Jahren abgeschaute) Ästhetik erwarten würde. Mit mehr Radikalität könnte Bastian Krafts Jedermann dienlich sein. Sein Young-Directors-Beitrag hat am 6. August Premiere. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 1.8.2013)