Seit mittlerweile sieben Jahren ist der Schlammvulkan Sidoarjo im Osten der indonesischen Insel Java aktiv. Die Auswirkungen für die Umwelt sind schwerwiegend.

Foto: ZMT

Der Schlammvulkan Sidoarjo im Osten der indonesischen Insel Java bereitet seit nunmehr sieben Jahren enorme Probleme. Unermüdlich speit der Diapir große Sedimentmassen aus, die sich in die Umgebung ergießen. Unterschieldliche Maßnahmen, zur Eindämmung der Schlammflut zeigten kaum Wirkung, einige haben die Situation sogar verschlimmert. Wissenschafter des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenökologie (ZMT) widmeten sich nun den Folgen für die Umwelt - mit wenig erfreulichen Ergebnissen.

Vieles ist von der indonesischen Regierung versucht worden, um den Schlammmassen Einhalt zu gebieten - ohne Erfolg. Große Betonkugeln wurden im Hauptloch versenkt, Dämme um die Schlammfelder errichtet. Seit Ausbruch des Vulkans wird zudem ein Teil des Schlamms in den nahen Fluss Porong gepumpt, kurz vor seiner Mündung ins Meer. Über die Auswirkungen auf die Wasserqualität im Fluss und in dem angrenzenden Küstengebiet forschen der Biogeochemiker Tim Jennerjahn vom ZMT und seine indonesischen Partner. Erste Ergebnisse ihrer Arbeit sind  nun in der Zeitschrift "Estuarine, Coastal and Shelf Science" erschienen.

Schwindender Sauerstoffgehalt

Die Schlammflut bestehen aus Jahrmillionen alten marinen Sedimenten, totem organischem Material, das sich am Meeresboden abgelagert hat. Während der Fluss vor Ausbruch des Schlammvulkans jährlich pro Quadratkilometer des Einzugsgebietes knapp zwei Tonnen organische Schwebstoffe ins Meer spülte, sind es nun über vier Tonnen. Bakterien zersetzen das organische Material und verbrauchen dabei den Sauerstoff, der im Wasser gelöst ist. Dadurch hat sich der Sauerstoffgehalt insbesondere im Fluss aber auch in den Küstengewässern so stark verringert, dass er für viele Tierarten kaum mehr ausreichen dürfte. Vor dem Ausbruch des Schlammvulkans konnte das Forscherteam 7 Milligramm Sauerstoff in einem Liter Flusswasser messen, mittlerweile ist nur noch 1 Milligramm vorhanden.

"Dazu kommt, dass sich die mächtige Schlammfracht einfach im Flussbett und direkt an der Küste absetzt und Tiere wie Pflanzen am Boden ersticken kann", berichtet Jennerjahn. "Der Schlamm ist zu dickflüssig, um von dem Fluss in die Tiefen des Meeres gespült zu werden".

Der Sidoarjo gilt als der größte Schlammvulkan der Welt. Die südostasiatische Region kann aber noch mit weiteren Superlativen aufwarten. Hier beherbergen die Küstengewässer eine besonders hohe Biodiversität. So führt vor Ostjava die Madurastraße vorbei, die reich an Fisch-, Muschel- und Krabbenbeständen ist. Hier entladen aber auch weit verzweigte Flusssysteme die weltweit größten Sedimentmassen in die Küstenmeere. Zur Monsunzeit tragen sturzbachartige Regenfluten den Boden im Hinterland der Flüsse ab, wo intensive Landwirtschaft und Abholzung zu einer starken Erosion führen.

Ökologischer Verfall

"Zu diesen Massen an Sedimenten und organischem Material aus dem Hinterland kommt der Vulkanschlamm noch hinzu und treibt den ökologischen Verfall des Porong und der Küstengewässer zusätzlich voran", meint Jennerjahn. "Das hat Konsequenzen für die Küstenbewohner. Java hat eine außergewöhnlich hohe Bevölkerungsdichte – über 1000 Einwohner pro Quadratkilometer -, und ein Großteil der Menschen lebt vom Meer und seinen Ressourcen."

Ein Ende der Schlammkatastrophe ist vorerst nicht in Sicht – aus den vielen Austrittsstellen des Vulkans könnte es laut Hochrechnung von Geologen noch mehrere Jahrzehnte quellen. (red, derStandard.at, 3.8.2013)