Erstmals in Wien zu Gast: Lee Fields am Mittwoch im Porgy & Bess. 

Foto: Krogh / Daptone Records

Wien - Wenn es um die Gestaltung des Mittwochabends geht, möge man sich eines vergegenwärtigen: Kein Sommerloch ist so tief wie der Soul, den Lee Fields an diesem Abend im Wiener Porgy & Bess präsentieren wird. Dem heute 62-jährigen Soulsänger könnte man sämtliche Superlative umhängen, er würde allen gerecht und noch mehr.

Fields zählt zu den wenigen zeitgenössischen Soulstern, die uns Spät- und Nachgeborenen eine Idee davon vermitteln, wie es sich damals abgespielt hat: In den späten 1960er-Jahren, als Soul aus den US-amerikanischen Südstaaten ein Lebensgefühl vermittelte, das mit der Kraft der Hoffnung versuchte, in neue, bessere Zeiten aufzubrechen. Mit der Inbrunst des Gospels und den Hormonen in Aufruhr: Halleluja, Motherfuckers!

Lee Fields erste Veröffentlichung datiert aus ebendieser Zeit. 1969 erschien seine erste Single, er tourte noch mit dem "one and only" O. V. Wright oder mit Darrel Banks, um später eine wechselhafte Karriere zwischen jahrelanger Absenz, Club-Hits und reinem Soul hinzulegen.

Seit mehr als einem Jahrzehnt zählt er neben Sharon Jones, Charles Bradley und ähnlichen Kalibern zu jenen Künstlern, die ein kleines Soul-Revival ausgelöst haben. Und zwar mit den Formeln von damals.

Sein jüngstes Werk Faithfull Man, erschienen 2012 und eingespielt mit den formidablen Expressions, ist inhaltlich und formal dem Southern Soul alter Schule zuzuordnen. Wobei die alte Schule sich längst als zeitlos gültig erwiesen hat.

Fields lehrt sie mit mitreißendem Expressionismus. Zwischen Versuchung und Contenance, zwischen Enttäuschung und Euphorie spielen er und seine Band alle Stücke. Knappe Bläsersätze, einen Hüftschwung, der Elvis als Lastwagenfahrer überführen würde, gepaart mit der Erfahrung der Jahre machen Fields zu einem herausragenden Entertainer. Um in diesem Fach noch Besseres zu erleben, müssten schon Tote auferstehen.  (Karl Fluch, DER STANDARD, 30.7.2013)