Der mexikanische Milliardär Carlos Slim, der in Österreich Kernaktionär bei der Telekom Austria ist, könnte nur wenige Monate nach seinem Einstieg bei KPN den niederländischen Telekommunikationskonzern gänzlich schlucken. Slims Unternehmen America Movil hat eine Stillhalte-Vereinbarung beendet, die den Anteil auf unter 30 Prozent limitierte, wie KPN am Montag mitteilte. Damit ist der Weg nun frei, die Beteiligung aufzustocken. Die KPN-Aktie gewann daraufhin zum Handelsstart mehr als vier Prozent.

Die Kündigung des Abkommens sei möglich geworden, weil der spanische Konkurrent Telefonica für die deutsche KPN-Tochter E-Plus ein Übernahmeangebot vorgelegt habe, erklärte KPN. Derzeit hält America Movil 28 Prozent.

Nachdenken

Slim war im vergangenen Jahr im größeren Stil in den europäischen Telekommunikationsmarkt eingestiegen, neben KPN beteiligte sich der Milliardär auch an der Telekom Austria. Am Freitag hatte America Movil mitgeteilt, dass es weiter darüber nachdenke, ob es den möglichen Verkauf des Mobilfunkunternehmens E-Plus an die O2-Mutter Telefonica unterstütze. Deutschland ist Europas größter Mobilfunkmarkt.

Das mexikanische Unternehmen, das seit seinem Einstieg bei KPN rund 2 Milliarden Euro seines Investments verloren hat, wollte sich am Montag nicht zu der Mitteilung äußern. Ein KPN-Sprecher sagte, America Movil habe nicht mitgeteilt, ob das Unternehmen seinen Anteil an KPN auf über 30 Prozent ausbauen wolle. Wäre dies der Fall, müssten die Mexikaner für den ganzen Konzern ein Übernahmeangebot vorlegen. "Sie können nun ihren Anteil erhöhen, aber ich sehe nicht, dass das kurzfristig passieren wird", sagte AFS-Brokers-Analyst Christopher Ho. (Reuters, 29.7. 2013)