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Im Gegensatz zu früher ist heute beim Trampen einiges anders.

Foto: Tramprennen

Beim Trampen lernt man die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Menschen kennen.

Foto: Tramprennen

Wien - Ein typischer Tramper sei sie nicht, sagt die Wienerin Manon Haller über sich. Die 23-jährige Animateurin war überhaupt erst einmal im Leben per Anhalter unterwegs. Dann aber gleich zwei Wochen im Rahmen eines organisierten Tramprennens von Bayreuth bis in das kleine rumänische Dorf Fârdea.

Normalerweise reisen Tramper allein oder zu zweit. "Eine Rallye ist eher die Ausnahme", sagt Manon. Der Rahmen habe ihr aber gut gefallen - und dass sich die 54 verschiedenen Teams gegenseitig unterstützen. Deswegen habe sie sich überwunden und sei die 2000 Kilometer nach Rumänien mitgefahren - per Anhalter. Ihr Vater war von dieser Idee Anfangs nicht begeistert, erinnert sie sich. "Ich musste ihn erst überzeugen, dass mir nichts passieren kann. Im Gegensatz zu früher hat man ja jetzt immer ein Handy dabei."

Im Gegensatz zu früher, also den 60er- und 70er-Jahren, ist heute einiges anders, weiß auch Marco Weber, einer der Organisatoren des Tramprennens. "Dem Internet sei Dank." Wer einen guten Startpunkt sucht, um mitgenommen zu werden, könne sich ganz leicht auf der Internetseite Hitchwiki, einer Art Wikipedia für Anhalter, informieren. Dort gebe es gute Standpunkte zu jedem größeren Verkehrsknotenpunkt.

"Heute ist man als Tramper viel vernetzter", sagt Marco weiter. Vor allem das Handy führe dazu, dass es eine größere Vielfalt an Trampern gibt. "Dadurch, dass man nicht mehr ganz auf sich allein gestellt ist, probieren auch Leute das Trampen aus, die weniger risikofreudig sind." Die Teams beim Rennen sind über einen Live-Ticker miteinander verbunden. Dadurch wäre auch schnell klar, ob ein Team Hilfe braucht, weil es irgendwo nicht weiterkommt.

Gegen Übergriffe helfe das aber nicht. "Deswegen ist es auch heutzutage wichtig, auf sein Bauchgefühl zu hören", warnt der Profitramper. Beim jährlichen Tramprennen gebe es die Regel, dass mindestens ein Mann pro Team dabei sein muss. Dadurch sei die Gefahr, Opfer eines Angriffs zu werden schon geringer.

Rennen für den guten Zweck

Zwischen 16. und 30. August wird es dieses Jahr wieder ein Rennen geben. Schon jetzt haben sich 62 Teams angemeldet. Für zehn ist noch Platz, sagt Marco. Aufnahmekriterien sind neben einer Startgebühr von 25 Euro, dass Teamsponsoren gefunden werden. Die sollen mit Geldspenden zwischen zehn und 100 Euro Trinkwasserprojekte der NGO "viva con agua" in Indien und Nepal unterstützen. "Letztes Jahr", sagt Marco, "haben wir dadurch 15.000 Euro spenden können."

Aus Österreich ist bisher lediglich Manon vertreten. Sie glaubt aber, dass bald mehr Landsleute dazustoßen werden. "Weil es unglaublich Spaß macht", schwärmt sie, "Man lernt die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit von Menschen kennen, die man noch nie zuvor gesehen hat." Abgesehen davon, sei es ein günstiger Weg, von A nach B zu kommen. "Das Einzige, was man braucht, ist Zeit", sagt Manon. 20 bis 30 Minuten dauert es im Schnitt, bis sich ein Autofahrer erbarmt und sie ein Stück mitnimmt. Sie hat aber auch schon mal zweieinhalb Stunden "in der Pampa" warten müssen. "Das macht aber nichts", meint Manon mit buddhistischer Gelassenheit. "Der Weg ist das Ziel."

Nicht alle 118 Tramper vom vergangenen Jahr kamen übrigens in Fârdea an. Ein Franzose habe nach der ersten Etappe Ceské Budejovice umgedreht und sei nach Hause geflogen, sagt Manon: "Trampen war einfach nicht sein Ding." (Michel Mehle, DER STANDARD, 27.7.2013)