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Mursi-Unterstützer am Sonntagabend in Nasr-City, einem Vorort von Kairo.

Foto: AP Photo/Hassan Ammar

Kairo - Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi haben zu neuen Großprotesten am Dienstag aufgerufen. Geplant sei ein "Millionenmarsch" in der Hauptstadt Kairo, teilten die Unterstützer des inhaftierten Politikers am Montag mit. Bereits am Montagabend soll es demnach Kundgebungen vor Einrichtungen der Sicherheitskräfte geben. Bei den Demonstrationen solle der "Märtyrer" gedacht werden, die seit dem Sturz Mursis am 3. Juli ihr Leben für ihn gelassen hätten.

Demonstration am Montag

In Kairo haben breits am Montagmorgen Tausende Anhänger des entmachteten Präsidenten Mohammed Mursi mit einem Protestmarsch dem Militär getrotzt. Sie drohten am Montag damit, die Zentrale des Militärgeheimdienstes anzusteuern, kehrten aber in den frühen Morgenstunden wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Das Militär hatte sie gewarnt, sich von Armeegebäuden fernzuhalten.

72 Tote am Samstag

Nach Angaben eines Sprechers der Muslimbruderschaft starteten die Mursi-Unterstützer von einer Moschee im Norden Kairos aus. Dort befindet sich ein Protestcamp, in dessen Nähe am Samstag mindestens 72 Menschen von Sicherheitskräften erschossen worden waren. Die Zentrale des Militärgeheimdienstes ist mehrere Kilometer davon entfernt. Nach Auskunft eines Reuters-Reporters machten sich mehrere Tausend auf den Weg. Sie trugen Bilder Mursis und skandierten: "Wir opfern unser Blut und unsere Seelen für Mursi." Das Militär erklärte, es habe Kenntnis von dem Marsch.

Übergangsregierung droht mit Härte

Die ägyptische Übergangsregierung hatte den Anhängern von Mursi im Fall gewalttätiger Proteste mit Härte gedroht. Sollten die Demonstranten ihr "Recht auf friedliche und verantwortungsvolle Meinungsäußerung überschreiten", werde es "entschiedene und harte Maßnahmen" geben, erklärte der Nationale Verteidigungsrat am Sonntag. Dem Gremium sitzt Übergangspräsident Adli Mansur vor, auch Armeechef Abdel Fattah al-Sisi gehört ihm an.

Der Rat forderte die in Kairo in mehreren Protestcamps ausharrenden Mursi-Anhänger auf, "die Gewalt sofort einzustellen" und von jeglichen gewalttätigen Aktionen in Zukunft abzusehen. Auch Innenminister Mohammed Ibrahim hatte bereits angekündigt, die Proteste der Mursi-Anhänger würden bald von der Polizei gänzlich aufgelöst.

Militär kann auch Zivilisten verhaften

Der ägyptische Übergangspräsident Adli Mansour hat seinem Regierungschef Hasem al-Beblawi die Befugnis übertragen, dem Militär die Verhaftung von Zivilisten zu erlauben. Ein entsprechendes Dekret Mansurs wurde am Sonntag im ägyptischen Amtsblatt veröffentlicht. Praktisch bedeutet das, dass Al-Beblawi dem Militär in künftigen Krisensituationen freie Hand geben kann, neben oder anstelle der Polizei Demonstranten oder Ruhestörer zu verhaften.

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton wird für diesen Montag zu Krisengesprächen in Kairo erwartet. Geplant waren Treffen mit Ägyptens starkem Mann, Armeechef al-Sissi, der Mursi am 3. Juli entmachtete, mit Interimspräsident Adli Mansour sowie mit Vertretern der Freiheits- und Gerechtigkeitspartei, die die Muslimbruderschaft vertritt. Zuvor erklärte Ashton, sie wolle auf einen Übergangsprozess drängen, an dem sich alle politischen Gruppen beteiligen sollten.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon äußerte unterdessen bei einem Gespräch mit dem ägyptischen Übergangsvizepräsidenten Mohammed El-Baradei seine "tiefe Sorge" über den Kurs des Landes. Zugleich habe er bei dem Telefonat am Sonntag die Gewalt scharf verurteilt, die zum Tod so vieler Menschen geführt habe, hieß es in einer in New York verbreiteten Mitteilung des Büros des UN-Generalsekretärs. "Jeder weitere Tote mache die langfristige Versöhnung schwerer", habe Ban dabei unterstrichen. (APA, 29.7.2013)