Bremen/Zürich - Unter entsprechenden topografischen Bedingungen können selbst Erdbeben Einfluss auf das Klima nehmen: Dann nämlich, wenn sie im Meeresboden gebundenes Methan freisetzen. Zu dieser Erkenntnis kamen deutsche und Schweizer Forscher, als sie ein Beben aus der Mitte des vergangenen Jahrhunderts analysierten.

Das Beben der Stärke 8,1 hatte sich 1945 vor der Küste Pakistans ereignet. Seitdem sind in der Region vorsichtigen Schätzungen zufolge etwa sieben Millionen Kubikmeter Methan aus dem Meeresboden in den Ozean geströmt, teilte die Universität Bremen mit. Das entspricht etwa der Ladung von zehn großen Gastankern. Methan ist als Treibhausgas etwa 20-mal stärker als Kohlendioxid.

Analyse

Die Geologen haben 2007 mehrere Sedimentkerne aus dem Meeresboden entnommen. Erstes Indiz: In einer Probe fanden sie Methanhydrat, ein nur unter hohem Druck stabiles Methan-Eis.

Weitere Analysen der Bohrkerne zeigten, dass zwischen dem Erdbeben von 1945 und den Methanaustritten offenbar ein Zusammenhang bestehe, schreiben die Forscher im Fachblatt "Nature Geoscience". Sie fanden im Sediment auffällige Werte von Sulfat und des Minerals Baryt, die auf eine Mobilisierung des Methans hindeuteten.

Der vermutliche Zusammenhang

Das 1945er Beben war der wahrscheinlichste Auslöser dafür. Es hätte vermutlich Risse und Spalten am Meeresgrund geöffnet, aus denen freies Methan entwich, das zuvor als Methanhydrat gebunden war, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass es noch weit mehr Gebiete im nördlichen Indischen Ozean gibt, in denen sich das Beben ähnlich ausgewirkt hat.

"Unsere Messungen zeigen erstmals, dass Erdbeben Methanquellen freilegen können", sagte Mitautor Michael Strasser von der ETH Zürich. Man gehe davon aus, dass Quellen wie diese nach einem Erdbeben ein gutes Jahrhundert lang Methan freigäben und anschließend wieder versiegten.

Es handle sich um einen bislang unbeachteten natürlichen Mechanismus, durch den Treibhausgase in die Atmosphäre gelangen, erklärten die Forscher. Wenn es sich bei den Vorgängen in der untersuchten Region nicht um einen Ausnahmefall handelt, sollte dieser Mechanismus ihrer Ansicht nach bei künftigen Abschätzungen der globalen Treibhausquellen beachtet werden. (APA/red, derStandard.at, 29.7.2013)