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Tausende zogen am Tag nach Brahmis Ermordung durch die Straßen von Tunis.

Foto: REUTERS/Anis Mili

Tunis - Geht es nach Tunesiens Innenminister Lotfi Ben Jeddou, so geht die Ermordung des Oppositionspolitikers Mohamed Brahmi am Donnerstag auf das Konto der Salafisten. Vor allem Boubacar Hakim, nach dem schon wegen des Verdachts auf Waffenschmuggel aus Libyen gefahndet wird, gelte als Hauptverdächtiger, erklärte der Minister am Freitag.

Der 58-jährige Brahmi gehörte in der Verfassungsgebenden Versammlung dem laizistischen Lager an und leitete die Partei Bewegung des Volkes. Er sei mit derselben Waffe wie der Oppositionspolitiker Chokri Belaid Anfang Februar erschossen worden, fügte der Minister hinzu. Es handle sich um eine automatische Neun-Millimeter-Pistole.

Laut dem Autopsieergebnis wurde Brahmi von 14 Kugeln getroffen. Seine Kinder berichteten, zwei Männer auf einem Motorrad hätten das Attentat verübt.

Am Freitag folgten tausende Tunesier dem Aufruf zu einem Generalstreik. Fluggesellschaften mussten den größten Teil der Flüge streichen, die Flaggen im Land wehten auf Halbmast. Präsident Moncef Marzouki hatte Staatstrauer anordnen lassen; es solle ein "Zeichen gegen Terrorismus und Gewalt" gesetzt werden.

EU: Verfassung vorantreiben

Am Freitag reagierte die EU in Person von Außenbeauftragter Catherine Ashton, die den Mord scharf verurteilte. Sie kritisierte den Umstand, dass auch ein halbes Jahr nach der Ermordung Belaids Verdächtige weder festgenommen noch vor Gericht gestellt worden seien. "Solche politischen Morde stellen Angriffe der Feinde der Demokratie dar." Die beste Antwort auf die Gewalt sei die baldige Überarbeitung der Verfassung und die Abhaltung geordneter Wahlen. (red, DER STANDARD, 27./28.7.2013)