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Die griechische Mythologie spielte lange Zeit eine dominante Rolle bei der Benennung der diversen Objekte im Sonnensystem. Die Namensgebung "Zentauren" hatte sogar einen tieferen Sinn.

Foto: AP Photo/Amy Sancetta

Pasadena - Ihren Namen haben die Zentauren des Sonnensystems von den gleichnamigen Mischwesen - halb Mensch, halb Pferd - der griechischen Mythologie. Kein willkürlicher Verweis, denn auch die Zentauren im astronomischen Sinne werden bislang als duale Erscheinungen aufgefasst. Wenn auch nur deshalb, weil man nicht genau bestimmen konnte, ob es sich um Asteroiden oder um Kometen handelt - oft werden sie deshalb als beides zugleich klassifiziert. Jetzt berichten US-amerikanische Astronomen, dass es mehrheitlich Kometen sein dürften.

Hunderte Zentauren wurden bislang entdeckt. Astronomen schätzen aber, dass über 40.000 solcher Objekte mit einem Durchmesser von über einem Kilometer im äußeren Sonnensystem ihre Bahnen ziehen. Die größten unter ihnen wie Chariklo oder Chiron werden auf Durchmesser von 250 bis 150 Kilometer geschätzt. Die Zentauren bewegen sich auf exzentrischen und instabilen Orbits, viele von ihnen kreuzen die Bahnen der vier Gasplaneten und werden durch deren gravitative Einwirkung beeinflusst. Langfristig werden sie daher entweder mit der Sonne oder einem Planeten kollidieren oder aus dem Sonnensystem geschleudert werden.

Letzte Antworten vom Ex-Teleskop

In einer im "Astrophysical Journal" veröffentlichten Studie berichten Astronomen um James Bauer vom Jet Propulsion Laboratory der NASA nun, dass das Rätsel für die Mehrheit der Zentauren gelöst sein dürfte. Sie stützen ihre Vermutung auf Daten, die mit dem mittlerweile außer Betrieb genommenen Weltraumteleskop WISE ("Wide-Field Infrared Survey Explorer") gewonnen wurden.

WISE hatte im Zuge einer Himmelsdurchmusterung Infrarotbilder von 52 Zentauren und sogenannten Scattered Disk Objekts gemacht - letztere sind den Zentauren ähnelnde Objekte, die aber noch weiter draußen, jenseits der Bahn des Neptun, liegen. WISE sollte feststellen, ob die Oberflächen der Objekte matt und dunkel sind oder ob sie mehr Licht reflektieren.

Aus früheren Beobachtungen im sichtbaren Teil des Lichtspektrums weiß man, dass Zentauren entweder rötlich oder bläulich bzw. blau-grau sind. Rötlich spricht eher für felsige Asteroiden, die das Licht in ähnlicher Weise wie der Mond reflektieren. Hinter den bläulichen kann hingegen sowohl ein Asteroid als auch ein Komet stecken - und hier kommen die WISE-Messungen ins Spiel. Das Teleskop registrierte, dass der größte Teil dieser Objekte eine matte Oberfläche hat - ganz wie man es von Kometen kennt. "Kometen haben einen dunklen, ruß-artigen Überzug auf ihren eisigen Oberflächen, der sie dunkler als die meisten Asteroiden macht", sagt Studien-Koautor Tommy Grav vom Planetary Science Institute in Tucson.

Ein Rest des Rätsels bleibt

Die Astronomen rechnen aus ihren Beobachtungen hoch, dass etwa zwei Drittel der Zentauren Kometen sind, die aus den äußeren Bereichen des Sonnensystems in ihre jetzige Position geschleudert wurden. Damit würden sie sich in einer Art kurzfristiger Zwischenposition befinden: Sie waren Kometen, wurden vorübergehend in instabilen Orbits geparkt, aus denen sie später wieder geschleudert werden, um sich erneut wie Kometen zu verhalten.

Die Astronomen lassen aber die Frage offen, ob es sich beim übrigen Drittel der Zentauren um Asteroiden handelt - was bedeuten würde, dass sie im Gegensatz zu ihren "Verwandten" vom Rand des inneren Sonnensystems stammen würden. Die Forscher hoffen, dass sie mit weiteren Messdaten auch diese Zentauren noch eindeutig bestimmen können werden. (jdo, derStandard.at, 27. 7. 2013)