Bild nicht mehr verfügbar.

In Alpbach erörtern Firmenchefs und Banker heuer wieder Finanzierungsmöglichkeiten. Im Bild sitzt der Veranstalter des Finanzsymposiums, Hannes Enthofer, auf seiner Alpbacher Bank - ein Geschenk der Gemeinde zum 25. Jubiläum der Veranstaltung.

Foto: Archiv

"Kreditklemme" gilt als Unwort. "Finanzierungsthematik" klingt besser, also: Diese haben zunehmend viele Mittelständler in Europa, dessen Firmen sich bisher zu rund 80 Prozent via Bankkredit mit Frischgeld versorgt haben. Akut ist die Situation in den krisengebeutelten Ländern, aber auch in Österreich, dort, wo sich das Geschäftsmodell nach den verknappten Bankenmittel (vor allem für Geschäfte in Osteuropa) richten muss statt umgekehrt.

Kurz: Lokal finanzieren ist in CEE zum Kunststück geworden. Das geht mit der Wachstumshoffnung und einem Weg aus der Krise allerdings schwer zusammen. Und: Die Kreditvergabe in Europa geht weiter zurück, weil die Banken ihre Bilanzsummen schrumpfen müssen und regulatorische Auflagen (Eigenkapitalvorschriften) inklusive Rekapitalisierungsbedarf der Banken in diese Richtung drängen.

Als gute Nachricht für alle Geschäftsführer und Vorstände kleinerer und mittlerer Unternehmen pumpt die EU aktuell zehn Mrd. Euro aus Strukturfondsmitteln (nebst mehrmaliger Kapitalerhöhung der Europäischen Investitionsbank EIB) in internationale Finanzinstitute und hofft, damit 50 bis 100 Mrd. Euro Kreditvergaben zu mobilisieren, ächzenden Mittelständlern zu helfen.

"Der Steuerzahler zahlt also", kommentiert Hannes Enthofer, Chef des Veranstalters des traditionellen Alpbacher Finanzsymposiums. Das hält er als Anschub für in Ordnung. "Zu glauben, das gehe staatlich finanziert so weiter und schließe die größer werdende Lücke zwischen Finanzierungsbedarf und Verfügbarkeit von Krediten, ist aber absurd."

Bankenabhängigkeit mindern

Europa werde seine Unternehmen nicht mehr offensiv über Banken finanzieren können, das sei mit fortschreitender Umsetzung der strengeren Eigenkapitalregeln mittlerweile ja klar. Es müsse also ein Zugang zum Kapitalmarkt aufgetan werden, der es auch Unternehmen, die zu klein sind, um sich einem Rating-Regime zu unterwerfen, möglich macht, zu wachsen. Enthofer hat dazu eine Reihe Workshops im Europäischen Parlament gemacht und findet mittlerweile Zuhörer und Mitstreiter, die EIB hat eine "Technical Working Group" eingerichtet. Der Plan: Es soll ein europäischer Verbriefungsmarkt für Mittelstandskredite in Fahrt kommen. Auf Basis länderübergreifender Firmendaten will Enthofer Kredite verbriefen, also direkt außerhalb der Bankbilanzen finanzieren, und diese (gebündelten) Papiere dann verkaufen. Laut Enthofer sei dafür aber eine Größenordnung ab einer Milliarde pro "Tranche" nötig.

Die Datenbasis könne aus dem internen Ratingsystem der Banken, aus den nationalen Notenbanken und aus Daten der Europäischen Zentralbank über hinterlegte Sicherheiten kommen. Wer bei "Verbriefung" an den Beginn der Finanzkrise denkt, als Rating-Fehleinschätzungen im US-Immobilienbereich das System fast gekippt hätten, der befindet sich auf der skeptischen Seite etwa von Wilfried Stadler (Ex-Investkredit-Boss und WU-Honorarprofessor), der Mittelstandsverbriefungen als "Ritt auf der Welle risikogewichteter Systemtäuschung" sieht und an der Ersparnis der Eigenmittelunterlegung zweifelt. Er plädiert im Gegenzug für eine gesetzliche Ermöglichung von Schuldscheindarlehen (wie in Deutschland üblich). Diese Fremdfinanzierung wäre, so Stadler, für institutionelle Investoren attraktiv und könne so Geld auch auf nationaler Ebene in Unternehmen bringen.

Um die zuletzt als ein Ausweg aus der Klemme gepriesenen Unternehmensanleihen ist es nach dem Zusammenbruch von A-Tech und Alpine (haben sämtliche Anleihen im Markt platziert) eher recht ruhig geworden.

Erwartbar hitzig dagegen werden wohl die Finanzierungsdiskussionen beim heurigen 27. Finanzsysmposium in Alpbach vom 2. bis 4. Oktober mit Vertretern der Kommission, der heimischen und supranationalen Banken werden. (Karin Bauer, DER STANDARD, 27./28.7.2013)