Wenn das Auto von alleine fährt: Mit der S-Klasse betritt Mercedes historisches Neuland. Auch sonst soll das Flaggschiff neue Maßstäbe setzen bei Sicherheit, Fahrwerk, Umwelt und natürlich Luxus

So unspektakulär kommt also die Zukunft daher. Da fährt man in Toronto, wenn irgendeine Stadt in Kanada, dann wäre diese als Metropole zu bezeichnen, fließt ganz normal im Stadtverkehr mit, und dennoch wird man gerade Zeuge einer Revolution. Einer Revolution namens teilautonomes Fahren. Die Aufgabenstellung lautet: Hände weg vom Steuer. Der Wagen macht alles ganz von alleine.

Foto: Werk

Und wie er das macht! Das nämlich ist eine der Hauptüberraschungen, auf welchem Niveau Mercedes ein Kapitel aufschlägt, das die gesamte Autobranche die nächsten zehn, 15 Jahre umtreiben wird, die des autonomen Fahrens. Maschine macht munter mobil. Ohne Ruckeln, ohne Nachdenkpausen. Nur wenn die Kurvenradien gar zu eng werden, ist der Mensch wieder gefragt.

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Möglich wird dieser Staufolgeassistent, der zwischen null und 60, 70 km/h fade Streckenteile selbst pilotiert, durch Vernetzung der Sensorik. Nennt sich Sensorfusion. Im konkreten Fall wirken adaptiver Tempomat, Stereokamera und Radaraugen zusammen. Prinzipiell klappt das sogar bei Autobahntempo, da das aber gesetzlich und versicherungstechnisch noch nicht ausbaldowert ist, ruft nach wenigen Sekunden ein rotes Lenkrad im Display nach humangenerierter Handgreiflichkeit. Und ein/ausparken tut die S-Klasse praktisch auch von alleine.

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Nächstes Thema: Magic Body Control. Da geht's nicht so sehr um die bezaubernden Körperformen der Insassen, auch nicht um Demonstration der Fremdsprachenkenntnisse von Mercedes, sondern um Prophetie automobiler Art. Die so ausgestattete S-Klasse weiß nämlich schon im Voraus, welche Abweichung vom Ideal der planen Fläche die Fahrbahn auf den nächsten Metern haben wird - und bügelt diese einfach weg.

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Für Demozwecke hat Mercedes auf dem Flughafengelände von Muskoka ein paar Mugel auf dem Asphalt angebracht, vergleichbar ein wenig den Bodenschwellen in 30er-Zonen, und was macht der Wagen? Stellt das Fahrwerk vorausschauend so ein, dass die Insassen nichts davon mitbekommen. Als wär die Straße brettleben. Ganz heiße Sache also, diese Sensorfusion.

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Und ganz offensichtlich nimmt Mercedes den deutschen Altkanzler Helmut Schmidt mit seinem Sager "Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen" nicht ganz ernst: Mit Visionen wie diesen setzt das Benz-Flaggschiff neue Maßstäbe in der Oberklasse. Die Konkurrenz wird schön was zum Kiefeln haben.

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Da die Zahl der Neuheiten Legion ist und wir bei kompletter Aufzählung einen Bericht in Fortsetzungen bringen müssten, nur rasch eine von etlichen sicherheitsrelevanten Innovationen (die Mercedes unter "Intelligent Drive" subsumiert). Pre-Safe-Bremse zum Fußgängerschutz.

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Vision unfallfreies Fahren

Übungsszenario diesmal frei nach Eugen Roth: "Doch sieh, da kommt schon einszweidrei, ein eitler junger Fant herbei." Und eilt total gedankenlos über die Straße. Haaalt!, ruft der Assistent, bremst schneller, als man je selbst reagieren könnte - und damit wechseln wir noch rasch zum Motorenprogramm, denn leider geht uns jetzt wirklich gleich der Platz aus.

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Zum Start gibt's je einen Diesel, Benziner und Benzin-Hybrid, allesamt standesgemäß souveräne, seidige Aggregate, die auch die ökologischen Hausaufgaben gemacht haben. Musterknabe wird Ende 2014 ein Diesel-Hybrid, der im Normtest mit 4,4 l / 100 km auskommt, und ein Plug-in-Modell geht 2015 an den Start.

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Die neue S-Klasse bemüht sich redlich, dem Ruf des besten Autos der Welt gerecht zu werden.

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Eine hochelegante Luxuslimousine, die hinsichtlich Komfort, Wohlfühlen, Sicherheit und Technik nicht nur alle Stückerln spielt, sondern etliche ganz neu komponiert. (Andreas Stockinger, DER STANDARD, 26.7.2013)

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