Natürlich kann es irgendjemand nicht lassen. "Muttis Bester kommt!", heißt es am Donnerstagnachmittag feixend im Deutschen Bundestag, als Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) eintrifft, um darüber Auskunft zu geben, wie eng die Verbindungen zwischen den deutschen und den US-Geheimdiensten nun sind.

Der 54-Jährige aber verzieht keine Miene. Er weiß, was seine in Bayreuth weilende Chefin Angela Merkel von ihm erwartet: absolute Loyalität - so wie in all den Jahren zuvor. Und in den gemeinsamen Jahren, die vielleicht noch folgen, wenn Pofalla und Merkel nicht nur die NSA-Affäre, sondern auch die Bundestagswahl gemeinsam überstehen.

Pofalla ist als Kanzleramtschef und als Geheimdienstkoordinator eine von Merkels Stützen und der letzte Rest einer einstmals jungen Truppe, die man in Berlin "Merkels Boygroup" nannte. Der ehemalige Umweltminister Norbert Röttgen gehörte dazu, auch Staatsminister Eckard von Klaeden. Röttgen wurde von Merkel längst rausgeworfen, von Klaeden bereitet gerade seinen Wechsel zu Daimler vor. Nur Pofalla ist immer noch an ihrer Seite.

Dabei beginnt er seine bundespolitische Karriere als Notlösung. 2004 wirft Friedrich Merz entnervt als Vizefraktionschef das Handtuch. Merkel, damals Fraktionschefin, braucht einen Nachfolger, der ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen stammt. Ihre Wahl fällt auf den Juristen Pofalla.

Der nennt zwar Altkanzler Helmut Kohl sein großes politisches Vorbild und ist auch Sozius jener Anwaltskanzlei, die Kohl in der Spendenaffäre juristisch berät. Doch der kinderlose, zweimal geschiedene Pofalla kann auch gut mit Merkel und hält ihr in der Fraktion fortan den Rücken frei.

2005, als Merkel Kanzlerin der großen Koalition wird, macht sie Pofalla zum CDU-Generalsekretär. "Ohne dich hätte ich meine Arbeit so nicht machen können", lobt sie ihn öffentlich. Pofalla ist kein Wadlbeißer, aber ein gut vernetzter Strippenzieher. 2009 folgt der nächste Karriereschritt, der ihn allerdings von der öffentlichen Bühne wegführt: Er wird Chef des Kanzleramtes.

Auch als solcher agiert Pofalla meist freundlich, fällt aber einmal gewaltig aus der Rolle. 2011 brüllt er den CDU-Abgeordneten Wolfgang Bosbach, der die milliardenschwere Eurorettung der Bundesregierung skeptisch sieht, an: "Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen. Ich kann deine Scheiße nicht mehr hören." Später hat er sich dafür aber entschuldigt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 26.7.2013)