Petruchio (Leah Whitaker, Mitte) und Katharina (Kate Lamb, rechts) spielen mit Klischees und Geschlechterdifferenz. 

Foto: Barbara Pálffy

Carnuntum/Petronell - William Shakespeare war ein Macho. Der Vorwurf lässt sich schwer entkräften, stößt man auf The Taming of the Shrew von 1594. Der Widerspenstigen Zähmung lautet die gängige Übersetzung. Das meint: die Bändigung der Weiblichkeit.

Baptista Minola, ein wohlhabender Bürger Paduas, will seine schöne Tochter Bianca erst dann einem ihrer Verehrer zusprechen, wenn auch ihre eigensinnige Schwester Katharina verheiratet ist. Mit Letzterer bekommt die Widerspenstigkeit ein Gesicht.

Zur Zähmung findet sich ein Gentleman aus Verona, Petruchio. Nach zahlreichen Fehden und Spielereien wird Kate unterwürfig - und alle sind glücklich. Nun ist die Unterdrückung der Frau nicht mehr sonderlich populär. Da ist der Clou von Regisseur Joe Murphy, lediglich Frauen für die Rollen zu besetzen, clever. Shakespeare ließ nur Männer auf die Bühne. Hier: Hosenrollen, wohin man schaut. Auch Katharina (Kate Lamb) trägt bis zu ihrer Zähmung einen Hosenanzug. Danach tritt sie nurmehr im Hochzeitskleid auf.

Das temporeiche Durcheinander kommt zeitweise wie ein charmantes Touristenspektakel unterm Volksfestzelt daher, hat aber tiefsinnige Momente. Katharinas Schlussmonolog, ein Loblied auf die Unterwürfigkeit, ist in seiner Leidenschaft und Ironie furios. Dabei wird auch eine Anleitung zum Umgang mit dem Patriachat erkennbar: lächeln und zustimmen.

Beharrt Petruchio darauf, dass am Tag der Mond und nicht die Sonne scheint, folgt ein affirmatives: "Whatever!" Katharina fügt sich aus Gleichgültigkeit. Die vorgetäuschte weibliche Demut dient dem subtilen Machtgewinn. Sodann: Lasst den Macho Macho sein.     (Simon Weyer, DER STANDARD, 26.7.2013)