Christoph Waltz in einem vorab veröffentlichten Still aus "The Zero Theorem".

Foto: Zero Theorem / Telemünchen

Rom/Venedig - Weniger Stars, aber viel Qualität: Unter diesem Motto stehen die 70. Filmfestspiele von Venedig vom 28. August bis zum 7. September, dessen Programm am Donnerstag in Rom vorgestellt wurde. Viele Filme befassen sich mit dem Thema der Krise, kündigte Festivaldirektor Alberto Barbera bei einer Pressekonferenz in Rom an. Zwanzig Arbeiten werden im Rahmen des offiziellen Wettbewerbs gezeigt, dazu elf außer Konkurrenz.

Die Filme im Wettbewerb sind laut Festivaldirektor Barbera ein Spiegel der heutigen Realität: "Ich bin Risiken eingegangen, unter anderem, dass ich zwei Dokumentarfilme für den Hauptwettbewerb gewählt habe. Unser Job ist nicht, Stars auf den Laufsteg zu bringen, sondern auf Qualität zu achten. Heute kostet es sehr viel Geld, Starschauspieler nach Venedig zu bringen und wir müssen uns mit dieser Situation auseinandersetzen.  Viele Filme, die wir gewählt haben, erzählen über die soziale, wirtschaftliche und familiäre Krise in der heutigen Zeit. Was diesen Filmen gemeinsam ist, ist der Mangel an Perspektiven. Kein Regisseur zeigt sich optimistisch. Viele Streifen beschreiben ein tragisches Bild der Gesellschaft, von Gewalt in der Familie, über Prostitution bis zu Pädophilie", meinte Barbera.

So wurde "The Unknown Known: The Life and Times of Donald Rumsfeld" des US-Dokumentaristen Errol Morris in den Wettbewerb geladen, als weitere Doku Gianfranco Rosis "Sacro Gra", dazu Kelly Reichardts Öko-Terroristen-Drama "Night Moves" - und auch Terry Gilliams Regie-Comeback "The Zero Theorem" mit  Christoph Waltz als Computerhacker Qohen Leth auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, gestört von einem sinistren, von Matt Damon verkörperten "Management". Zu den Dokus außer Konkurrenz gehören Kitty Greens Femen-Studie "Ukraina is not a Brothel", Alex Gibneys "The Armstrong Lie" über den gefallenen Rad-Heros und mit "At Berkeley" ein neues Werk des Altmeisters Frederick Wiseman.

Außerirdische in Schottland

Star-Spotter werden in Venedig nicht ganz enttäuscht. "Gravity", ein Science-Fiction-Film des Mexikaners Alfonso Cuaron mit George Clooney und Sandra Bullock, wird die Filmfestspiele  eröffnen. Der Film wird am 28. August in 3D außerhalb des Wettbewerbs gezeigt. Dabei handelt es sich um einen Thriller, in dem Bullock und Clooney zwei Astronauten auf einer Routine-Mission darstellen, die nach der Zerstörung ihres Shuttles plötzlich von der Welt abgeschnitten sind. Zu den Filmen, die mit Vorschusslorbeeren um den Goldenen Löwen ins Rennen gehen, zählt "Child of God" von James Franco. Die USA gehen auch mit David Gordon Greens "Joe" mit Nicolas Cage in der Hauptrolle ins Rennen, und John Curran präsentiert "Tracks" mit Mia Wasikowska. Weiters sind auch neue Filme von Philippe Garrel, Amos Gitai und dem Deutschen Philip Gröning zu sehen.

Viel Aufmerksamkeit wird im Vorfeld Jonathan Glazers Film "Under the Skin" mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle eingeräumt - der Film über Außerirdische und Schottland ist der erste des "Sexy Beast"-Regisseurs seit fast einem Jahrzehnt.  Fans seines Landsmannes Stephen Frears warten  auf die Premiere seines neuen Werks "Philomena" mit Judi Dench und Steve Coogan. Und außerhalb des Wettbewerbs wird "The Canyons" aufgeführt, die schon kontroversiell besprochene Zusammenarbeit von Paul Schrader (Regie) und Bret Easton Ellis (Buch) mit Lindsey Lohan, wie auch Kim Ki-Duks blutsatter "Moebius", daheim in Südkorea bereit ein Skandalon.

Bernardo Bertolucci ist Jurypräsident in Venedig, zum zweiten Mal nach 1983. Thierry Ragoberts Doku "Amazonia" über ein Auswilderungsprojekt wird der offizielle Abschlussfilm des Festivals. William Friedkin wird den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhalten. Zahlreiche Werke des US-Regisseurs sollen im Rahmen des Festivals gezeigt werden. (APA/red, derStandard.at, 25.7.2013)