Rund um die Welt nehmen Millionen Menschen Anteil an der Geburt des Prinzen von Cambridge, wünschen ihm Glück und Gesundheit. Für sein körperliches und geistiges Wohlbefinden jedenfalls ist gesorgt: Die Liebe seiner Eltern ist ihm gewiss, dazu kommen die besten Ärzte und die besten Schulen des Landes.

Dieses hohe Privileg unterscheidet den kleinen Monarchen in spe von vielen jener mehr als 2000 Kinder, die ebenfalls am Montag in Großbritannien geboren wurden. Fünf Jahre nach dem weltweiten Finanzcrash zeigt die Wirtschaft auf der Insel zwar Anzeichen erster Erholung. Das Sparprogramm der konservativ-liberalen Koalition hat aber in den letzten Jahren ausgerechnet Schwangere und Familien überproportional stark getroffen. Mehr als eine halbe Million Briten müssen Sozialspeisungen in Anspruch nehmen, die Kinderarmut nimmt deutlich zu: 700.000 Kinder kommen täglich ohne Frühstück in die Schule.

Viele Staatsschulen bieten in überfüllten Klassenzimmern mangelhafte Ausbildung, aus den Spitälern hört man immer neue Horrorgeschichten, die hohen Studiengebühren schrecken talentierte Arbeiterkinder ab. Über die Jahrzehnte hat die Königsfamilie ihre Sensibilität für die Sorgen und Bedürfnisse der Armen und besonders benachteiligter Kinder bewiesen. Den Jahrgangsgefährten des Prinzen, ja dem ganzen Land ist zu wünschen, dass der hochprivilegierte Neugeborene an dieser Tradition festhält. (Sebastian Borger, DER STANDARD, 25.7.2013)