Die Ehrlichkeit wird durch das heimische Steuersystem nicht gerade gefördert. Wer in die Steuerpflicht rutscht (ab 11.000 Euro im Jahr), muss für jeden zusätzlichen Euro sofort 36,5 Prozent an den Fiskus abliefern. Für viele Arbeitnehmer ist es daher lukrativer, offiziell unter der Steuergrenze zu bleiben und sich schwarz ein Körberlgeld dazuzuverdienen. Möglichkeiten dazu gibt es schließlich reichlich, vor allem da die Finanz erst in Zeiten sehr knapper Budgets den Kampf gegen die Schattenwirtschaft zur Priorität erklärt hat.

Nur mit mehr Kontrollen wird dieser Kampf aber nicht zu gewinnen sein. Der Pfusch gehört zu Österreich wie die Mozartkugeln und die Lipizzaner, er wird akzeptiert und von der Gesellschaft nicht geächtet. Daher ist auch der Staat gefordert, ein leistungsorientiertes Steuersystem zu schaffen. Eine flachere Tarifkurve gehört ebenso dazu wie eine insgesamt niedrigere Abgabenquote.

Wobei eine hohe Quote an sich noch nichts Verwerfliches ist. Auch die als Vorbilder geltenden skandinavischen Länder schröpfen ihre Bürger ordentlich. Der feine Unterschied: Sie setzen ihr Geld sinnvoller ein, stecken mehr in Investitionen und weniger in den Konsum (Pensionen). Für eine grundlegende Steuerstrukturreform gibt es aber nur geringe Erfolgsaussichten. Eine aufgeblähte Verwaltung zu verkleinern ist politisch heikler, als den Bürgern weiter einen schweren Steuerrucksack umzuhängen.  (Günther Oswald, DER STANDARD, 25.7.2013)