Bonn/Berlin - Das Kinderhilfswerk UNICEF fordert weltweit ein gesetzliches Mindestheiratsalter von 18 Jahren. Das könne dazu beitragen, dass Zwangsehen von Kindern verhindert werden, sagte die Pressesprecherin von UNICEF Deutschland, Ninja Charbonneau, am Mittwoch. Millionen Menschen sahen in den vergangenen Tagen ein Internet-Video, in dem ein angeblich elfjähriges Mädchen von ihrer Flucht vor einer Zwangsehe berichtet.

Selten der eigene Wunsch

"Es gibt viel zu viele Mädchen, die viel zu früh verheiratet und damit ihrer Kindheit beraubt werden und deren weiterer Lebensweg damit auch schon in sehr, sehr jungem Alter geprägt ist", sagte Charbonneau. "Verheiratete junge Mädchen werden auch schon oft als Teenager schwanger." Oft brächen sie die Schule ab. Kinderehen seien eine schwere Menschenrechtsverletzung.

Derzeit erregt ein Video auf der Internetplattform YouTube Aufsehen, in dem ein Mädchen von ihrer Flucht vor einer angeblichen Zwangsheirat berichtet. Dem Titel des Videos zufolge stammt das Kind aus dem Jemen und ist elf Jahre alt. UNICEF wollte das Video, das bis Mittwochmittag mehr als sechseinhalb Millionen Mal angeklickt worden war, nicht kommentieren.

Politische Dimension der englischsprachigen Fassung

Die süddeutsche.de berichtete indes über die Quelle der englischsprachigen Übersetzung des Videos, das Middle East Media Research Institute (Memri) in Washington DC. Die Organisation übersetzt Medien-Berichte aus dem Nahen Osten ins Englische und verbreitet sie. Die Organisation Memri würde von "bekannten Neokonservativen" und "Kriegstreibern für George W. Bush" getragen werden, heißt es in dem Bericht, womit auch eine politische Dimension der englischsprachigen Fassung des Videos bedacht werden müsse.  

Weltweit hat nach UNICEF-Angaben jede dritte verheiratete Frau zwischen 20 und 24 Jahren vor ihrem 18. Lebensjahr geheiratet. Das entspreche 70 Millionen Menschen. Je jünger die Kinder seien, desto seltener geschehe die Hochzeit auf deren eigenen Wunsch, sagte Charbonneau. (APA/red, 24.7.2013)