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Mike Morwoods Entdeckung bereicherte den Stammbaum des Menschen um einen Zweig, mit dem wirklich niemand gerechnet hatte.

Foto: APA/EPA/MICK TSIKAS

Sydney - Seine Entdeckung hatte vor zehn Jahren ein wissenschaftliches Erdbeben ausgelöst: Bedeutete sie doch, dass der Homo sapiens entgegen der bisherigen Meinung bis vor zumindest 18.000 Jahren - und vielleicht sogar weit darüber hinaus - nicht die einzige Menschenart war. Nun ist der australische Archäologe Mike Morwood, Entdecker des "Hobbit" bzw. Homo floresiensis, im Alter von 62 Jahren an Krebs gestorben.

Sein langjähriger Kollege Bert Roberts, der das Zentrum für Archäologie an der Universität Wollongong leitet, sagte, die Entdeckung sei ein für einen Wissenschafter "seltener Genuss" gewesen. Morwood sei "überglücklich" gewesen, an diesem Abenteuer teilzuhaben. Morwood leitete damals ein Team, das auf der indonesischen Insel Flores die Überreste eines nur etwa einen Meter großen Frühmenschen entdeckt hatte. Der Homo floresiensis wurde wegen seiner Größe später "Hobbit" genannt - in Anlehnung an die Halblinge in den Werken des britischen Schriftstellers J.R.R. Tolkien.

Eine Erkenntnis setzt sich durch

Die Überreste des Frühmenschen waren 2003 in einer Grotte ausgegraben worden. Das Alter des jüngsten gefundenen Schädels wurde auf rund 18.000 Jahre geschätzt. Der Fund hatte Diskussionen in der Wissenschaft ausgelöst, die zuvor davon ausgegangen war, dass der Homo sapiens nach dem Aussterben des Neandertalers vor rund 30.000 Jahren die einzige menschliche Spezies war.

Manche Anthropologen zweifelten daran, dass es sich um eine eigene Art gehandelt habe. Längere Zeit wurde auch die Hypothese für möglich gehalten, dass es sich bei den Menschen von Flores um Vertreter des Homo sapiens mit einer Entwicklungsstörung, der Mikrozephalie, gehandelt habe. Morwood durfte aber noch miterleben, wie diese Hypothese entkräftet werden konnte. Weitere Funde und nähere Analysen belegten, dass es sich beim Hobbit um eine vom Homo erectus abstammende, eigene Menschenspezies gehandelt hat, die dem evolutionären Prozess der Inselverzwergung ausgesetzt war. (APA/red, derStandard.at, 24. 7. 2013)