Wien - Johannes Meran gibt die operative Führung bei Conwert ab, bleibt aber Vorsitzender des Verwaltungsrates, wie er am Mittwoch in einer Aussendung bekanntgab. Diese Doppelfunktion wurde zuletzt heftig kritisiert. Bis zum Herbst soll ein Personalausschuss einen Nachfolger bestellen.

Conwert-Großaktionär Hans-Peter Haselsteiner, der über seine Privatstiftung 24 Prozent am Unternehmen hält, hat bereits im Mai im Standard-Gespräch den Wunsch geäußert, das operative Geschäft und die Verwaltungsratagenden zu trennen. Als Vorstandschef könne er sich den Chef der Westbahn-Mutter Rail Holding, Clemens Schneider, vorstellen. Dieser sei "ein talentierter Bursche mit Immobilien-Grips".

Immobilienfachmann gewünscht

Von dieser Idee ist Alexander Proschofsky weniger begeistert, wie er im Gespräch mit dem Standard durchblicken ließ. Er beziehungsweise die von ihm gesteuerte Investmentgesellschaft Cube Invest ist ebenfalls bei Conwert engagiert und machte jüngst mit einem Brief an den Verwaltungsrat von sich reden. Proschofsky forderte unter anderem Merans Rücktritt, weil dieser mit der Familienprivatstiftung von Haselsteiner einen Beratungsvertrag abgeschlossen habe. Außerdem echauffierte sich der von den Meinl-Firmen bekannte Börsianer über angebliche "Friends-and-Family-Geschäfte". Das Unternehmen hat die Anschuldigungen zurückgewiesen.

Proschofsky wünscht sich einen Immobilienfachmann als Nachfolger Merans, der zudem in keinem Naheverhältnis zu Haselsteiner steht - was bei Schneider nicht zutreffe. Haselsteiner scheiterte bei der Conwert-Hauptversammlung, Schneider in den Verwaltungsrat zu wählen.

Aktienrückkauf

Über die Cube Invest kauft Proschofsky Aktien von Firmen, die sich im Umbau befinden. Bei Conwert gelte es, den Wert des Unternehmens zu steigern und das Vertrauen der Investoren wieder zu gewinnen. Angesichts des niedrigen Börsenkurses hält Proschofsky auch Aktienrückkäufe für sinnvoll - da ist er einer Meinung mit Meran. Aktuell notiert die Conwert-Aktie bei etwa acht Euro. Seit Jahresbeginn hat der Conwert-Kurs rund 20 Prozent eingebüßt. (Claudia Ruff, DER STANDARD, 25.7.2013)