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Wegen Abteilungsschließungen ist das Wiener Krankenhaussystem überfordert.

Foto: Hans Punz/dapd

Sicher, derzeit sind Geschichten über Babys angesagt - aber es gibt auch alte Leute. Die werden krank und dement; man kennt das spätestens seit Arno Geigers schönem Buch. Alles schlimm; noch schlimmer wird es, wenn in der Praxis ein wegen Abteilungsschließungen überfordertes Wiener Krankenhaussystem dazukommt.

Ein Beispiel: Eine Frau, 87 und verwirrt, stürzt im Pensionistenwohnhaus, bricht sich den Oberschenkelhals, wird in einem Spital an der Donau in Wien operiert. Vier Tage später kündigt das überlastete Personal der überbelegten Station dem Pensionistenheim an, die Dame werde morgen entlassen. Die stets erreichbaren Kinder der Frau? Informiert das Spital nicht. 

"Der Chef hat zugestimmt"

Ein Telefonat mit der Oberärztin, die Platz in ihrer Abteilung schaffen muss, zeigt die persönliche Überforderung wie die des Systems: "Unsere Sprechstunden sind Montag bis Freitag elf bis zwölf Uhr, da können Sie kommen." Warum die Töchter nicht informiert wurden? "Wir können nicht jedem Angehörigen Bescheid geben." Warum eine so schwache Patientin entlassen? "Ich sehe das so, der Chef hat zugestimmt." Ist die Frau fit für eine Reha? "Ich kenne die Unterlagen nicht." Und, wie gesagt, Sprechstunde elf bis zwölf. Der Primar? Unerreichbar.

Die alte Dame liegt nun - dank eines Arztfreundes - in einem anderen Spital. "Gesundheit ist unsere Stärke", wirbt der Wiener Krankenanstaltenverbund. Organisation nicht. (gra, DER STANDARD, 24.7.2013)