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Ein Anhänger der Muslimbrüder demonstriert für die Wiedereinsetzung des abgesetzten Präsidenten Morsi.

Foto: Reuters/Dalsh

Kairo - Ägypten kommt auch rund drei Wochen nach der Absetzung von Expräsident Mohammed Morsi nicht zur Ruhe. In der Nacht zum Dienstag - dem Nationalfeiertag, an dem der Revolution von 1952 gedacht wird - starben bei Zusammenstößen zwischen Anhängern und Gegnern Morsis mindestens neun Menschen, 85 Demonstranten wurden verletzt. Auch auf dem Sinai gab es nach Angriffen von Extremisten auf militärische Einrichtungen Tote.

Die Umstände des neuen Gewaltausbruchs bei einer Demonstration der Muslimbrüder nahe der Kairoer Universität sind umstritten. Laut den Teilnehmern des Protests haben Sicherheitskräfte eine friedliche Versammlung angegriffen; in der Version der Polizei waren "hunderte Demonstranten" zuvor mit Einwohnern des Stadtviertels und Straßenhändlern aneinandergeraten. Dabei sollen auch Schüsse gefallen sein.

Mittlerweile läuft offenbar auch ein Gerichtsverfahren, das Bewohner von Nasr City, wo die Muslimbrüder ein Protestcamp aufgeschlagen haben, angestrengt haben sollen. Eine Quelle aus dem ägyptischen Sicherheitsapparat sagte, das Militär suche nach einer "rechtlichen Grundlage", um die Morsi-Anhänger von dort zu entfernen.

Am Sinai starben bei zwei unterschiedlichen Zusammenstößen am Dienstag ein Zivilist und ein Polizist. Seitdem das Militär die Macht von den Muslimbrüdern übernommen hat, haben dort die Angriffe von Extremisten gegen die Sicherheitskräfte zugenommen. Israel hat an der Grenze Verteidigungsmaßnahmen gegen Raketenangriffe erhoben.

Al-Jazeera: Einschüchterung

Der katarische TV-Sender Al-Jazeera hat am Dienstag Einschüchterungsversuche der neuen Regierung und der Armee beklagt.

Laut einer Mitteilung des Senders sollen ägyptische Sicherheitskräfte einen Prozess gegen Al-Jazeera angestrengt haben, in dem sie Mitarbeitern des Senders vorwerfen, Übertragungsequipment des staatlichen ägyptischen Fernsehens gestohlen und zur Übertragung einer Protestveranstaltung der Muslimbrüder genutzt zu haben.

Al-Jazeera wird von der ägyptischen Armee, aber auch von unabhängigen Beobachtern eine Schlagseite in Richtung der Muslimbrüder vorgeworfen. Auch diese Vorwürfe wies der Sender in seiner Mitteilung von Dienstag zurück, für eine einseitige Berichterstattung gebe es "keinerlei Beweise". Katar hatte die Regierung der Muslimbrüder im vergangenen Jahr mit rund sieben Milliarden Euro an Hilfsgeldern unterstützt. (red/Reuters/AFP, DER STANDARD, 24.7.2013)